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Ärzte: Politik hat in Corona-Pandemie vielfach versagt

Eine Mitarbeiterin der Pflege betreut einen Covid-Patienten im nordrhein-westfälischen Essen. (Archivbild). Foto: Fabian Strauch/dpa
Eine Mitarbeiterin der Pflege betreut einen Covid-Patienten im nordrhein-westfälischen Essen. (Archivbild). Foto: Fabian Strauch/dpa

Ärztefunktionäre haben der Politik im Umgang mit der Corona-Pandemie Versagen vorgeworfen. Man hätte besser vorbereitet sein können. Nun müsse man den Druck auf die Ungeimpften erhöhen.

Angesichts der außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie haben Ärztefunktionäre verantwortlichen Politikern schwere Vorwürfe gemacht und eine Mitschuld gegeben.

Sie hätten „in Worten und Handeln an vielen Stellen versagt“, sagte der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, der Düsseldorfer Rheinischen Post.

Ähnlich wie die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, in derselben Zeitung sagte er: „Zu spät, zu halbherzig, zu unterschiedlich waren die Maßnahmen gegen das tödliche Virus. Zur Kakophonie der Ministerpräsidenten gesellte sich das parteipolitische Freiheitsgesäusel, das einen völlig falschen Freiheitsbegriff versprach.“

Montgomery fügte hinzu: „Wer apodiktisch sagt „Keine Impfpflicht und nie wieder Lockdown“, der hat die Epidemiologie des Virus nicht verstanden und spielt ihm in die Hände.“

„Hätten besser vorbereitet sein können“

Marburger-Bund-Chefin Johna sagte: „Wir hätten viel besser vorbereitet sein können. Es hat ja an Warnungen aus der Wissenschaft nicht gefehlt.“

Bereits Mitte Juli habe eine Wissenschaftlergruppe der Technischen Universität Berlin ein exponentielles Wachstum der Infektionen im Herbst vorhergesagt, dies sei aber weitgehend ignoriert worden.

„Alle, die in dieser Zeit und im Spätsommer vor einer Verschärfung der Lage gewarnt haben, wurden nicht ernst genommen, Warnungen wurden als Panikmache abgetan. Dringliche Hinweise wurden inmitten des Wahlkampfs überhört, weil sie offensichtlich politisch unerwünscht waren. Stattdessen gab es Diskussionen darüber, ob nicht bald ein „Freedom Day“ ausgerufen werden könne“, kritisierte Johna.

Auf Freiheitsrechte gepocht hatte besonders die FDP, es waren aber auch einige Unions- und selbst Grünen-Politiker – sowie etwa Kassenärzte-Chef Andreas Gassen.

Forderung: Druck auf Ungeimpfte erhöhen

Mit Blick auf die bevorstehende Ministerpräsidentenkonferenz sagte Johna: „Das Treffen am Donnerstag kommt spät, aber immerhin gibt es jetzt die Chance, einheitliche Maßnahmen zu ergreifen, die dem aktuellen Geschehen gerecht werden.“ Es sei „falsch, möglicherweise notwendige Instrumente von vornherein auszuschließen“.

Montgomery forderte, den Druck auf Ungeimpfte deutlich zu erhöhen. „Eine Impfpflicht überall dort, wo Menschen eine Garantenstellung gegenüber Schutzbefohlenen haben, also im Altenheim, im Krankenhaus oder in der Schule. Wer das nicht will, kann dort nicht arbeiten.“

© dpa-infocom, dpa:211115-99-999449/2

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