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Tod mit 88: Schauspieler Jean-Paul Belmondo ist verstorben

Die französischen Schauspieler Jean-Paul Belmondo und Catherine Deneuve (1999). Foto: UPI/dpa
Die französischen Schauspieler Jean-Paul Belmondo und Catherine Deneuve (1999). Foto: UPI/dpa

Jean-Paul Belmondo war das Gesicht der Nouvelle Vague. Als Ganove und Draufgänger wurde er zur Kultfigur des französischen Kinos. In Erinnerung bleibt sein breites Grinsen.

Lässig, unverschämt und unerschrocken: Jean-Paul Belmondo faszinierte die größten Regie-Meister Frankreichs. Jean-Luc Godard, Claude Sautet, François Truffaut und Philippe de Broca rissen sich um den jugendlichen Typ in enger Jeans und knapper Jacke.

Mit Filmen wie „Außer Atem“, „Das Geheimnis der falschen Braut“ und „Abenteuer in Rio“ schrieb er Filmgeschichte. Nun ist Jean-Paul Belmondo im Alter von 88 Jahren gestorben. Seiner Nachwelt hinterlässt er mehr als 80 Filme – und das Bild eines Haudegens mit breitem Grinsen und zerknautschtem Boxergesicht.

1959 über Nacht zum Star

Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo und die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale stoßen an (1960). Foto: Mario Torrisi/AP/dpa
Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo und die italienische Schauspielerin Claudia Cardinale stoßen an (1960). Foto: Mario Torrisi/AP/dpa

Herzensbrecher, Draufgänger, Rebell: Mit „Außer Atem“ machte Jean-Luc Godard im Jahr 1959 den damals 26-jährigen Jean-Paul Belmondo über Nacht zu einem Star. 

Die Filmbewegung Nouvelle Vague (Neue Welle), die vor allem um die 1960er-Jahre erfolgreich dem Kommerzkino den Rücken kehrte, setzte mit einer unkonventionellen Erzählstruktur neue cineastische Maßstäbe. Der Film wurde zu einem Meisterwerk und Belmondo zum Aushängeschild der Kino-Rebellen, zu denen auch François Truffaut, Claude Chabrol und Eric Rohmer zählten. 

In „Außer Atem“ spielt Jean-Paul Belmondo den Polizistenmörder Michel, der von seiner Freundin verraten wird. In dem Kriminaldrama, mit dem Godard den amerikanischen Gangsterfilm und Humphrey Bogart feiert, verkörpert er den Geist des Anarchismus: cool, lässig, unverschämt und existenzialistisch.

Wie er die Zigarette zwischen den Fingern dreht, sich den Hut in die Stirn zieht, sein entschlossener Gang, das überlegene Grinsen und die Art, wie er den Daumen à la Bogart über seine wulstige Lippe streicht: Jean-Paul Belmondo drückte den Filmen auch mit Gesten und Blicken seinen Stempel auf.

Gern Ganster und Ganoven

Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo (2012). Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
Der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo (2012). Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

„Außer Atem“ ließ früh sein Talent als Darsteller von Ganoven und Gangstern erkennen. Und so holte ihn Claude Sautet in „Der Panther wird gehetzt“ als jungen Gangster und Handlanger vor die Kamera.

In „Der Teufel mit der weißen Weste“ lässt ihn Jean-Pierre Melville einen Polizeispitzel spielen. François Truffaut drehte mit ihm „Das Geheimnis der falschen Braut“ und Jacques Deray „Borsalino“.

Doch Jean-Paul Belmondo war wandlungsfähig. Dass ihm auch Melancholie und Verletzbarkeit gut standen, bewies er 1960 in „Stunden voller Zärtlichkeit“ von Peter Brook. Den Abenteurer und Actionhelden brachte Philippe de Broca in „Cartouche, der Bandit“ und in „Abenteuer in Rio“ zutage.

Seine Rollenvielfalt und ungebrochene Ausdruckskraft machten ihn für Melville zu einem der außergewöhnlichsten Schauspieler seiner Generation. Sein ewiger Rivale war Alain Delon. Doch an das komödiantische Talent von Jean-Paul Belmondo kam der Schönling nicht heran. Die Franzosen nannten Belmondo liebevoll „Bébel“. Für Delon gab es keinen Spitznamen.

Kopf und Kragen riskiert

Jean-Paul Belmondo, französischer Schauspieler, kommt 2011 bei den Filmfestspielen in Cannes zu einer Gala. Foto: Ian Langsdon/EPA/dpa
Jean-Paul Belmondo, französischer Schauspieler, kommt 2011 bei den Filmfestspielen in Cannes zu einer Gala. Foto: Ian Langsdon/EPA/dpa

In den 70er-Jahren begann der durchtrainierte Schauspieler sich immer mehr als Komödiant und Actionstar zu profilieren. Dabei riskierte Jean-Paul Belmondo auch Kopf und Kragen, denn er kam in den meisten Filmen ohne Double aus.

Unerschrocken kletterte er an Strickleitern zu Helikoptern hoch und sprang über fahrende Züge. Als er sich in „Der Boss“ bei einem Stunt am Kopf verletzte, machte er mit seinen halsbrecherischen Unternehmen Schluss. Da war er 52.

Jean-Paul Belmondo war kampferprobt. Das lehrte ihn nicht nur das Kino. Als Berufsboxer hatte sich der Sohn eines Pariser Bildhauers über das Wandertheater bis hoch in den Kino-Olymp gekämpft – um dann in den 1980er Jahren wieder tief auf die Erde zu fallen.

Jean-Paul Belmondo ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Foto: Joel Saget/AFP/dpa
Jean-Paul Belmondo ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Foto: Joel Saget/AFP/dpa

Als sich das Kino von ihm abwandte, kehrte er wieder zu seinen Anfängen zurück, dem Theater. Im Jahr 1991 erwarb er in Paris schließlich sein eigenes Schauspielhaus und verwirklichte damit einen Jugendtraum. Jean-Paul Belmondo stand in mehr als 40 Rollen auf der Bühne. 

Nicht nur vor der Kamera musste der Haudegen Schläge einstecken. Im November 1999 erlitt er in der westfranzösischen Stadt Brest auf der Bühne einen Herzanfall und im August 2001 auf Korsika einen Schlaganfall.

Seine vier Kinder stammen aus den Beziehungen mit der Tänzerin Elodie Constantin und Nathalie Tardivel. Seine Liaison mit der rund 40 Jahre jüngeren Barbara Gandolfi endete 2012 nach vier Jahren mit einer Trennung.  

„Unsterblich werden – und dann sterben“ sagte Jean-Paul Belmondo in „Außer Atem“. Der Film dauert knappe neunzig Minuten. Aus Belmondo jedoch hat er eine Legende gemacht. 

© dpa-infocom, dpa:210906-99-115365/5


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