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Helga Ell-Beiser zur Naturheilkunde: Kräuter gegen Frauen-Beschwerden

Helga Ell-Beiser Heilpraktikerin und Autorin des Buchs «Naturheilkunde für Frauen: Ganzheitliche Gesundheit mit Heilpflanzen und Hausmitteln». Foto: Helga Ell-Beiser/dpa-tmn
Helga Ell-Beiser Heilpraktikerin und Autorin des Buchs «Naturheilkunde für Frauen: Ganzheitliche Gesundheit mit Heilpflanzen und Hausmitteln». Foto: Helga Ell-Beiser/dpa-tmn

Frauen reagieren anders auf Krankheiten als Männer. Und sie menstruieren, gebären und erleiden stärker die Wechseljahre. Bei all dem können ihnen Kräuter aus dem eigenen Garten helfen.

Gegen jedes Leiden ist ein Kraut gewachsen – sogar im eigenen Garten. Und so haben Frauen sich viele Jahrtausende lang bei Beschwerden zur Menstruation, bei Schwangerschaft und in den Wechseljahren daran bedient.

Warum nicht heute noch? Die Heilpraktikerin und Buchautorin Helga Ell-Beiser erklärt das im Interview mit dem dpa-Themendienst.

Warum werden bestimmte Heilpflanzen vor allem von Frauen genutzt?

Helga Ell-Beiser:
Frauen und Männer unterscheiden sich nicht nur im Körperbau und in den Geschlechtsmerkmalen, sondern auch in der Ausprägung von Krankheiten und Symptomen. Sie reagieren anders auf Heilmittel als Männer. Die Gender-Medizin geht auf diese individuellen Unterschiede und Bedürfnisse ein – und da gibt es noch einiges zu forschen.

Inwiefern waren Heilkräuter schon immer Frauensache?

Helga Ell-Beiser:
Heilkräuter – und im Übrigen auch die Heilkunde – sind tatsächlich schon seit Tausenden von Jahren mit Frauen verbunden. Schon seit der Altsteinzeit, als die Männer zum Jagen ausgingen und die Frauen pflanzliche Nahrungsmittel sammelten. Dabei haben die Frauen auch die medizinische Wirkung von Pflanzen entdeckt und sich hauptsächlich um die Kranken gekümmert. Diese Tradition hat sich in der Naturheilkunde größtenteils bis heute fortgesetzt.

Welche Heilpflanzen lassen sich im Garten und auf dem Balkon kultivieren?

Die Brennnessel ist ein Eisenlieferant. Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn
Die Brennnessel ist ein Eisenlieferant. Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn

Helga Ell-Beiser:
Im Garten wachsen unter anderem die mediterranen Kräuter, die wir wegen ihrer ätherischen Öle schätzen. Lavendel wirkt beruhigend, Thymian antibakteriell. Rosmarin hilft bei niedrigem Blutdruck, der oft bei jungen Frauen auftritt.

Salbei lindert Hitzewallungen, wenn Sie ihn als kalten Tee trinken. Der Hopfen hat sich bei Schlafstörungen bewährt. Außerdem hilft er bei Verdauungsproblemen. Und die Echte Kamille ist ein Allroundtalent und gehört zu den bekanntesten Heilpflanzen: Sie hat eine krampflösende Wirkung, hilft somit bei Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden.

Auch auf dem Balkon können wir alle Pflanzen kultivieren, die mit unserem Klima zurechtkommen. Heilpflanzen, die viel Wurzelmasse ausbilden wie zum Beispiel die Engelwurz, benötigen entsprechend große Pflanzkübel.

Welche Frauenheilkräuter wachsen in der freien Natur?

Frauenmantel ist die Basispflanze für Frauentees etwa gegen Akne und Menstruationsbeschwerden, bei Schwangerschaft und Geburt sowie Beschwerden in den Wechseljahren. Foto: Heike Schmidt-Roeger/Verlag Eugen Ulmer/dpa-tmn
Frauenmantel ist die Basispflanze für Frauentees etwa gegen Akne und Menstruationsbeschwerden, bei Schwangerschaft und Geburt sowie Beschwerden in den Wechseljahren. Foto: Heike Schmidt-Roeger/Verlag Eugen Ulmer/dpa-tmn

Helga Ell-Beiser:
Viele Frauenkräuter wachsen wild, zum Beispiel Beifuß, Gänsefingerkraut, Hirtentäschel und Brennnessel. Sie sind meist als Unkraut verschrien, haben aber eine enorme Heilwirkung.

Gänsefingerkraut hilft bei krampfartigen Menstruationsschmerzen und Hirtentäschel bei starken Menstruationsblutungen. Die Brennnessel ist ein wichtiger Eisenlieferant. Als Wildgemüse oder als Smoothie hilft sie bei Anämie. Auch Johanniskraut, Rotklee und Schafgarbe finden Sie in der freien Natur.

Worauf muss ich beim Sammeln von Wildkräutern achten?

Helga Ell-Beiser:
Sammeln Sie an möglichst unberührten Standorten, also nicht unmittelbar an Hundespazierstrecken und auf Wiesen, auf denen Gülle ausgebracht wurde. Naturschutzgebiete sind jedoch Tabu.

Wann erntet man Frauenheilkräuter am besten?

Die Kamille hat eine krampflösende Wirkung bei Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden. Foto: Robert Günther/dpa-tmn
Die Kamille hat eine krampflösende Wirkung bei Bauchschmerzen und Menstruationsbeschwerden. Foto: Robert Günther/dpa-tmn

Helga Ell-Beiser:

Jede Pflanze hat ihren optimalen Erntezeitpunkt. So hat beispielsweise die Melisse vor der Blüte die meisten Wirkstoffe, während die Pfefferminze bei Blühbeginn die beste Qualität an ätherischem Öl liefert.

Ernten Sie nicht nach Regen, denn nur bei schönem Wetter brummt die Photosynthese und die Pflanze bildet sehr viel Wirkstoffe aus.

Ideal ist ein trockener, später Vormittag, dann ist es noch nicht allzu heiß. Denn zu viel Hitze lässt die ätherischen Öle aus den Pflanzenzellen verdunsten.

Pflanzenwurzeln werden meist im Herbst geerntet. Allein bei Löwenzahn und Wegwarte gräbt man die Wurzeln im Frühjahr aus, weil sie dann mehr Bitterstoffe enthalten.

© dpa-infocom, dpa:210804-99-709291/5

Salbei lindert als Tee getrunken Hitzewallungen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Salbei lindert als Tee getrunken Hitzewallungen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn


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