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Katholische Kirche: Synodalversammlung gibt Rückenwind für Reformen

Thomas Sternberg (r), Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, bei der Zweiten Synodalversammlung der katholischen Kirche. Foto: Arne Dedert/dpa
Thomas Sternberg (r), Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, bei der Zweiten Synodalversammlung der katholischen Kirche. Foto: Arne Dedert/dpa

Mehr Demokratie, Diversität und Teilhabe in der Kirche: Auf dem Synodalen Weg ringen die deutschen Katholiken um Richtungsentscheidungen. Am Ende überwiegt die Hoffnung für die künftige Arbeit.

Die katholische Kirche in Deutschland hat am Samstag die zweite Synodalversammlung ihres Reformprozesses mit „klaren Richtungsentscheidungen“ abgeschlossen.

Er sei „unglaublich berührt“, weil bei dem dreitägigen Treffen soviel geschafft worden sei, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zum Abschluss. „Es ist kein Text abgelehnt worden.“

Einen Schönheitsfehler gab es allerdings zum Schluss: Die Versammlung musste vorzeitig beendet werden, weil zu wenige Mitglieder im Saal anwesend waren und das Gremium dadurch nicht mehr beschlussfähig war. Eine ganze Reihe von Mitgliedern war offenbar schon vorzeitig abgereist.

Bätzing lobte gleichwohl hoch engagierte Teilnehmer, die in sehr intensiven Arbeitstagen vieles auf den Weg gebracht hätten – so wurden 13 Texte in erster Lesung verabschiedet, in denen es etwa um mehr Beteiligung der Gläubigen, um Sexualmoral oder die Rolle von Frauen ging.

Dabei waren viele Teilnehmer mit großen Bedenken nach Frankfurt gefahren – unter ihnen Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). „Die Stimmung war wirklich schlecht“, räumte Sternberg am Samstag ein. „Wut und Ärger waren da.“

Auch Bätzing sprach von hoher emotionaler Anspannung vieler Synodaler angesichts der jüngsten Entscheidung aus Rom, Bischöfe im Zusammenhang mit dem Umgang mit Missbrauchsfällen im Amt zu belassen.

„Geist von Frankfurt“

Doch am Ende der zweiten Synodalversammlung verspürte der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode dann doch wieder den „Geist von Frankfurt“.

Ist der Geist der Demokratiebewegung, für den etwa die Frankfurter Paulskirche steht, auch eine Chance für die katholische Kirche, die angesichts des Umgangs mit dem Missbrauchskandal auch von Gläubigen massiv kritisiert wird, die ihr bisher die Treue gehalten haben?

„Wir haben gezeigt: Synodalität geht“, sagte Sternberg zum Abschluss des dreitägigen Treffens. Persönliche Angriffe seien trotz teilweise sehr unterschiedlicher Überzeugungen ausgeblieben.

„Man darf Diskussionswege nicht abreißen lassen“, sagte auch ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann. „Es ist nach wie vor ein großes Werben und Dringen.“ Geworben wird auch um Gehör aus Rom.

So gab es bislang kein Gespräch des Vatikans mit ZdK-Vertretern – für Kortmann ein Anlass, den päpstlichen Nuntius Nikola Eterovic gewissermaßen noch an der Saaltür zurückzurufen: „Bitte gehen Sie noch nicht – Ihr Auto wartet“, versicherte sie dem Botschafter des Vatikans, nachdem einige Teilnehmer bereits vor dem Schlussgebet zum Ausgang strebten.

Es wäre gut, wenn der Nuntius Papst Franziskus „von einer menschenfreundlicheren und partizipativeren Kirche berichten“ würde, so Kortmann. „Es wäre sehr hilfreich, wenn es endlich ein Gespräch mit Rom gäbe, auf das wir so lange warten. Unsere Koffer sind gepackt.“ Und Briefe könne man übrigens auch beantworten, setzte die ZdK-Vizepräsidentin hinzu.

„Wir sind Kirche“ kritisiert Vatikan

Für die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ ist der Prozess des Synodalen Wegs unumkehrbar.

„Der Zug geht in Richtung Reformen und kann nicht mehr umgekehrt werden“, sagte Christian Weisner vom Bundesteam der Kirchenvolksbewegung der Deutschen Presse-Agentur zum Abschluss der zweiten Synodalversammlung in Frankfurt. Problematisch sei das Verhalten des Vatikans.

„Es ist völlig klar, dass wir in Deutschland nicht die Weltkirche verändern wollen und können, aber hier werden wichtige Lösungsansätze erarbeitet“, sagte Weisner. Aufgrund des Abstimmungsverhaltens bei den ersten Lesungen der während der Synodalversammlung verlesenen Papiere habe er allerdings den Eindruck, dass die Mehrheit der Bischöfe die Entscheidungen mittrage.

Dass der Synodale Weg kein Spaziergang sei, sondern „ein steiniger Weg“, sei von vornherein klar gewesen, sagte Weisner. Es gebe allerdings keine Alternative für die Kirche. „Das ist die letzte Chance.“

Die Synodalversammlung ist das Hauptgremium des derzeitigen Reformprozesses der deutschen Katholiken, des Synodalen Wegs. Dabei geht es um vier Themenfelder: die Position der Frauen in der Kirche, den Umgang mit Macht, die katholische Sexualmoral und die priesterliche Ehelosigkeit (Zölibat). Am Ende des Wegs voraussichtlich im Jahr 2023 sollen konkrete Reformen stehen.

© dpa-infocom, dpa:211002-99-454556/3


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