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Vorläufige Hitze-Rekorde: Über 40 Grad in Bad Mergentheim

Bunte Schirme gegen die brütende Hitze: Wie hier in Halle stiegen die Temperaturen heute erneut vielerorts in rekordverdächtige Regionen. Foto: Jan Woitas/dpa
Bunte Schirme gegen die brütende Hitze: Wie hier in Halle stiegen die Temperaturen heute erneut vielerorts in rekordverdächtige Regionen. Foto: Jan Woitas/dpa

In mehreren Bundesländern zeigen die Thermometer rekordverdächtige Werte. Besonders in Städten zeigt sich immer häufiger eine „unglaubliche Überhitzung“ – welche Maßnahmen braucht es?

Bei der aktuellen Hitze in Deutschland ist noch einmal etwas draufgelegt worden: Obwohl es vor allem im Südwesten am Mittwoch gewitterte, wurden dort die 40-Grad-Marke und ein Landesrekord für Baden-Württemberg geknackt – allerdings wurde der Rekord einen Tag darauf wieder zurückgenommen.

Der DWD meldete für Bad Mergentheim-Neunkirchen um 15.30 Uhr zunächst 40,3 Grad, hatte aber erklärt, dass die Werte noch überprüft werden müssen. Und nach dieser wurde der Rekord zurückgenommen.

Die Messung am Mittwoch sei dort zwar korrekt gewesen. „Allerdings ergab eine umgehend erfolgte Prüfung des Standortes, dass die Temperaturdaten des Messfelds aufgrund benachbarter Gebäude sowie des Vegetationsbewuchs in der direkten Umgebung bei windschwachen Wetterlagen wie in den letzten Tagen nur für eine sehr lokale Umgebung repräsentativ sind“, erklärte der DWD.

Auf der DWD-Liste der heißesten Orte des 20. Juli folgen hinter Hamburg-Neuwiedenthal mit 40,1 Grad die Stationen Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen) und Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt) mit jeweils 40,0 Grad.

Auch in anderen Bundesländern, etwa in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, war es so heiß wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen in den jeweiligen Bundesländern. Der Deutschland-Rekord liegt bei 41,2 Grad, die wurden am 25. Juli 2019 an gleich zwei Stationen in NRW gemessen.

Der Deutsche Wetterdienst warnt heute Abend und die Nacht auf vor heftigen Gewittern und Unwettern. Schon am früheren Abend sollte eine Gewitterfront über Teile Baden-Württembergs ziehen, sagte ein DWD-Sprecher.

Es sei an manchen Orten mit vielen Blitzen und 60 Litern Regen pro Stunde und Quadratmeter zu rechnen. Es könnten auch Hagelkörner mit einer Größe von bis zu drei Zentimetern fallen. Ebenso seien Sturmböen mit einem Tempo von 100 Kilometern pro Stunde möglich. Betroffen sei voraussichtlich vor allem der Bereich zwischen Bodensee und Karlsruhe.

Etwas später in der Nacht soll es vor allem in Nordrhein-Westfalen und im westlichen Niedersachsen gewittern. Dort sei mit heftigem Regen, der auch länger anhalten könne, zu rechnen, sagte der Sprecher. Es könne punktuell Überflutungen geben, vor allem an kleineren Bächen und Flüssen. Unterführungen und Keller könnten volllaufen.

Kleinster Funke kann verheerende Folgen haben

Trotz des Regens bleibe es insgesamt viel zu trocken, sagte der DWD-Experte weiter. In mehreren Teilen Deutschlands kam es so auch weiterhin zu Waldbränden.

Etwa in der Nähe von Sundern im Sauerland brannte eine Fläche von mehr als 30.000 Quadratmetern, es kamen immer wieder Glutnester auf, wie ein Polizeisprecher sagte. Rund 400 Einsatzkräfte waren am Ort. Auch im sächsischen Landkreis Meißen brachen mehrere Waldbrände aus.

In Baden-Württemberg mahnte Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor den Gefahren: „Bitte beachten Sie auch weiterhin, dass in Wald und Flur schon der kleinste Funke zu einem Brand mit möglicherweise verheerenden Folgen führen kann.“

Wer ist bei Hitzeschutzplan in der Verantwortung?

Nach Tagen der Hitze und der Trockenheit wird auch die politische Diskussion lauter. Derzeit im Fokus: Braucht es einen Hitzeschutzplan? Und wer trägt dafür die Verantwortung?

Für den Ärzteverband Marburger Bund ist die Sache klar – er pocht erneut darauf, dass die Bundesregierung in dieser Sache die Fäden in der Hand halten sollte. „Nationale Vorgaben können helfen, dass wir ein bisschen Tempo in die Entwicklung bekommen“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna am Mittwoch dem Deutschlandfunk.

Dabei gehe es nicht darum, den Kommunen Dinge vorzuschreiben. Sie fordere bundesweite Vorgaben, aus denen dann die Kommunen eigene Pläne entwickeln sollten.

„Es reicht nicht, das in einzelnen Gebäuden zu denken, sondern wir müssen tatsächlich auch städteübergreifend denken. Wir brauchen eine vermehrte Begrünung von Städten“, sagte Johna weiter.

„Brauchen mehr Grün und Blau in den Städten“

Auch der Deutsche Städtetag will gegen zu starke Hitze in den Städten und die Auswirkungen mehr tun.

Einige Kommunen hätten bereits Hitzeaktionspläne veröffentlicht, andere bereiteten diese vor, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Verena Göppert der Rheinischen Post. Hitzeschutz – etwa durch mehr Stadtbäume – sei aber auch teuer. Der Städtetag fordere feste Budgets für die Kommunen für mindestens zehn Jahre.

Der ARD-Meteorologe Sven Plöger erklärte in der Rheinischen Post, dass Städte in sommerlichen Hitzelagen durchschnittlich oft neun Grad wärmer seien als die ländliche Umgebung. „Wir brauchen mehr Grün und Blau in den Städten, also mehr Pflanzen und Wasser, um mehr Verdunstungskälte zu schaffen.“ Man sehe aber durch die zunehmende Versiegelung eine „unglaubliche Überhitzung“.

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