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Nagelsmann auf Flicks Spuren – Müller im „erlauchten Kreis“

Bayerns Thomas Müller (M) jubelt über sein Tor zum 1:0 mit seinen Mitspielern. Foto: Sven Hoppe/dpa
Bayerns Thomas Müller (M) jubelt über sein Tor zum 1:0 mit seinen Mitspielern. Foto: Sven Hoppe/dpa

Julian Nagelsmann mag nicht tiefstapeln. Der junge Nachfolger von Titel-Hamster Flick strebt als Gruppenphasen-Champion ebenfalls auf Europas Fußball-Thron. Aber im Lostopf lauern K.o.-Gefahren.

München (dpa) – Thomas Müller stand in der menschenleeren Münchner Geisterspiel-Arena und freute sich im Schneeflockenwirbel neben der makellosen Sechs-Siege-Gruppenphase seines FC Bayern über eine ganz persönliche Torbescherung zwei Wochen vor Heiligabend.

„Das ist schon cool. 50 Tore sind eine Marke“, sagte der 32-Jährige, der als erster deutscher Fußballer so oft in der Königsklasse jubeln konnte. Acht der 50 Treffer erzielte der Nationalspieler gegen den FC Barcelona. Müller ist damit das größte Schreckgespenst der Katalanen, die erstmals nach 21 Jahren wieder in der Gruppenphase scheiterten und quasi zur Strafe in die Europa League absteigen. „Gegen Barça flutscht es irgendwie“, bemerkte Müller lächelnd nach dem 3:0 (2:0).

Das Jubiläumstor, eine verrückte Kopfball-Bogenlampe der Marke typisch Müller, erfüllte den Ur-Bayern mit Stolz. „Wenn man die Namen der Spieler liest, die sonst noch 50 Tore haben, ist das ein erlauchter Kreis“, sagte Müller beinahe demütig mit Blick auf die weit vorne platzierten Cristiano Ronaldo (140 Tore), Lionel Messi (125) und Bayern-Kollege Robert Lewandowski (82) sowie einstige Torjäger-Legenden wie den Spanier Raúl (71), den Niederländer Ruud van Nistelrooy (56) oder den Franzosen Thierry Henry, mit dem er in der ewigen Königsklassen-Torschützenliste auf Platz sieben gleichzog. „Da sind schon ein paar edle Fußballer dabei“, schwärmte Müller.

Müller als Spielertrainer

Im tristen winterlichen und stimmungslosen Ambiente der Allianz Arena agierte Müller mal wieder als lautstarker Spielertrainer auf dem Platz. „Thomas gewinnt vielleicht noch mehr an Bedeutung, wenn keine Zuschauer da sind. Er coacht in neuneinhalb von zehn Fällen absolut das Richtige. Er bringt auch die Spieler in eine gewisse Aktivität“, lobte ihn Chefcoach Nagelsmann. Müller trieb 90 Minuten an. Der agile Leroy Sané und Youngster Jamal Musiala legten die Tore nach.

Sechs Siege, 22:3 Treffer – das war der Topwert in der Gruppenphase, noch vor den ebenfalls sechsmal siegreichen Teams des FC Liverpool und von Ajax Amsterdam. Die herausragenden Bayern kaschierten den schwachen Bundesliga-Auftritt mit dem Vorrunden-Aus von Dortmund, Leipzig und Wolfsburg. National nerven sie als Dauermeister, international sind sie das einzige konstante Aushängeschild des deutschen Fußballs.

Nagelsmann wandelt im ersten Bayern-Jahr auf den Spuren seines hochdekorierten Vorgängers Hansi Flick. Der heutige Bundestrainer startete vor zwei Jahren nach einer Rekord-Gruppenphase mit sechs Siegen und 24:5 Toren durch bis zum Titelgewinn. Beim Finalturnier in Lissabon gab es das historische 8:2 gegen Barça, das im Jahr eins ohne Lionel Messi nur noch ein Sparringspartner für die Bayern war.

Titel als klares Ziel

Nagelsmann stapelte nach der „total souveränen“ Gruppenphase nicht tief. „Es ist schon unser Anspruch, einer der Favoriten zu sein. Wir wollen gerne die Champions League gewinnen. Das traue ich der Mannschaft absolut zu“, sagte der 34-Jährige. Drei K.o.-Runden müssen auf dem Weg ins Finale am 28. Mai 2022 in St. Petersburg gemeistert werden. „Jetzt warten wir, wer uns zugelost wird“, sagte Nagelsmann.

Am Montag (12.00 Uhr) wird es am UEFA-Sitz in der Schweiz spannend. Im Lostopf der Gruppenzweiten befinden sich Stolperfallen wie Titelverteidiger FC Chelsea mit Coach Thomas Tuchel oder das mit Messi aufgemotzte Starensemble von Paris Saint-Germain.

Nagelsmann ließ sich nicht locken bei der Frage, ob er diesen Kalibern gerne ausweichen würde: „Wenn ich irgendeinen Gegner nennen würde, wäre es psychologisch das Uncleverste, was man machen kann. Denn stell‘ dir vor, der wird dann zugelost, da sagen die Spieler doch: ‚Der Trainer scheißt sich in die Hose vor dem Gegner!'“

Achtelfinale im Februar

Aber klar: Atlético Madrid, Inter Mailand, Sporting Lissabon, RB Salzburg oder die siebte Option, die entweder Atalanta Bergamo oder FC Villarreal heißt, wären allen Bayern natürlich lieber. „Wir müssen in der K.o.-Phase dieselbe Performance an den Tag legen wie in der Gruppenphase“, sagte Nagelsmann. Das Ziel sei unabhängig vom Gegner klar, betonte Kapitän Manuel Neuer: „Wir wollen weiterkommen!“

Die Champions League geht aber erst Mitte Februar weiter. Vor Weihnachten gibt es noch eine englische Bundesliga-Woche, wie Müller anmerkte: „Wir sind in der Spur – und das wollen wir die letzten drei Spiele noch durchziehen.“ Gegen Mainz, Stuttgart und Wolfsburg will sich dann auch Joshua Kimmich im Münchner Mittelfeld zurückmelden.

Der Nationalspieler darf nach einem Monat Corona-Quarantäne zurück zum Team. Nach Weihnachten erhält der Impfzauderer dann auch den Genesenenstatus. „Frei getestet ist er. Ich kenne unseren Jo, der wird natürlich alles geben, um schnell wieder zurückzukommen“, sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic zum bevorstehenden Kimmich-Comeback.

© dpa-infocom, dpa:211209-99-311363/6

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