News Topthemen

Seehofer will Katastrophen-Warnung per Handy durchsetzen

Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister, kommt zur Sitzung des Bundestags-Innenausschusses. Foto: Jörg Carstensen/dpa
Horst Seehofer (CSU), Bundesinnenminister, kommt zur Sitzung des Bundestags-Innenausschusses. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Wie kann sich Deutschland besser gegen Katastrophen wie die jüngsten Überschwemmungen wappnen? In einer Sondersitzung des Innenausschusses macht sich Seehofer nun für Warnungen per Handy stark.

Berlin (dpa) – Gegen lokale Warnungen der Bevölkerung per Handy hat es in der Bundesregierung vor der Unwetterkatastrophe im Westen Deutschlands wohl Widerstand gegeben.

Von der Idee seien „nicht immer alle begeistert gewesen in den letzten Monaten“, bestätigte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Bundestag vor einer Sondersitzung des Innenausschusses. „Aber ich habe entschieden, dass wir es tun und machen, da gibt es überhaupt kein vernünftiges Argument dagegen“, fügte er hinzu.

Warnung per Cell Broadcasting

Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Armin Schuster, hatte zur Warnung per Cell Broadcasting bereits im Frühjahr eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Dem Vernehmen nach ging es dem Leiter der Behörde, die dem Innenministerium untersteht, auch darum, andere Ressorts – unter anderem das Wirtschaftsministerium – zu überzeugen.

Beim Cell Broadcasting wird ähnlich wie bei einer SMS eine Nachricht an Handy-Nutzer verschickt – und zwar an alle Empfänger, die sich zu dem Zeitpunkt in der betreffenden Funkzelle aufhalten. Datenschützer halten diese Technologie, die in vielen anderen Staaten bereits genutzt wird, für relativ unbedenklich.

Seehofer gegen Verantwortung beim Bund

Der Bund sollte nach Ansicht des Bundesinnenministers zudem nicht die Verantwortung für den Katastrophenschutz an sich ziehen. Die im Katastrophenfall notwendigen Entscheidungen müssten weiter vor Ort getroffen werden, ein Eingreifen in die Kompetenzen von Ländern und Kommunen wäre der falsche Weg, sagte der CSU-Politiker.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) solle lediglich eine stärkere koordinierende Rolle übernehmen, betonte der Minister. „Das BBK wird künftig ein Kompetenzzentrum“, darauf habe sich die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern bereits vor den verheerenden Überflutungen im Westen Deutschlands geeinigt.

Die Bewältigung akuter Katastrophenlagen liegt bislang in der Verantwortung der Länder und Kommunen. Der Bund hat seinerseits die Aufgabe, für den Schutz der Bevölkerung im Verteidigungsfall zu sorgen. Einige Experten halten diese Aufteilung für nicht mehr zeitgemäß.

Bei der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren in der vorvergangenen Woche mindestens 179 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende werden noch immer vermisst.

© dpa-infocom, dpa:210726-99-536071/6

[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar