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Goldener WM-Abschluss durch „Phänomen“ Mihambo

Holte zum zweiten Mal in ihrer Karriere WM-Gold im Weitsprung: Malaika Mihambo. Foto: Michael Kappeler/dpa
Holte zum zweiten Mal in ihrer Karriere WM-Gold im Weitsprung: Malaika Mihambo. Foto: Michael Kappeler/dpa

Lange sprach Malaika Mihambo nach ihrem zweiten WM-Gold von ihrer Motivation und der Nebensächlichkeit von Medaillen. Vor der Abreise aus dem WM-Ort Eugene hatte sie daher noch etwas klarzustellen.

Eugene (dpa) – Eingehüllt in eine schwarz-rot-goldene Fahne feierte Malaika Mihambo auf ihrer Ehrenrunde in Eugene, in der Heimat freute sich Vorbild Heike Drechsler zur deutschen Nachtzeit mit.

Mit ihrem goldenen Satz auf 7,12 Metern krönte die Weitsprung-Weltmeisterin ihre gelungene Titelverteidigung und machte zum Abschluss einer aus deutscher Sicht schwierigen Leichtathletik-WM doch noch Vorfreude auf die Heim-EM in München.

Mihambo verteidigt ihren WM-Titel

Nach der ersten Freude kommentierte die Olympiasiegerin und Europameisterin ihren vierten Triumph in Folge bei einem Großereignis schon wieder gewohnt abgeklärt. „Titel ist Titel. Von daher freue ich mich, dass mir das gelungen ist“, betonte sie. „Ich wollte nur sagen, dass ich gerne mehr gebe und mich verbessere und mehr zeigen kann von dem, was ich drauf habe – unabhängig davon, ob ich den Titel hole oder nicht.“

Daheim gab es indes eine Lobeshymne von einer Vorgängerin. „Sie ist ein Phänomen“, sagte die jeweils zweimalige Olympiasiegerin und Weltmeisterin Drechsler am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Mihambo gelinge es, „auch in schwierigen Situationen die Nerven zu behalten“. Die 57-Jährige war in der Nacht zum Montag zeitig aufgestanden und fieberte bei der Übertragung mit. Mihambo helfe die internationale Erfahrung, nicht den Kopf zu verlieren. „Einfach klasse“, schwärmte Drechsler und bescheinigte Mihambo das höchste Leistungsvermögen unter den derzeitigen Weitspringerinnen.

Mihambo war trotz Gold angesichts der nur um einen Zentimeter verpassten Weltjahresbestleistung nicht restlos glücklich mit der Ausbeute. „Für mich geht es schon lange eigentlich nicht mehr um Titel. Ich versuche immer, diesen äußeren Wettkampf zu nehmen, um zu schauen, wie ich mich innerlich weiterentwickelt habe und sehe das Ganze als innere Meisterschaft, die ich verbessern kann und an mir arbeiten kann“, sagte die gebürtige Heidelbergerin.

Allerdings: Dass sie sich durchsetzen konnte gegen Ese Brume aus Nigeria, die mit 7,02 Metern Silber holte, und Leticia Oro Melo aus Brasilien, deren erster und einziger Sprung mit 6,89 Metern für Bronze reichte, das hatte dann doch eine besondere Bedeutung für Mihambo. Weltmeisterin zu werden, sei schon schwer genug. Den Titel dann aber auch noch zu verteidigen, das nannte sie „die Königinnendisziplin. Das zu schaffen, macht mich sehr glücklich und dankbar.“ Gelungen war dies zuvor nur der Amerikanerin Jackie Joyner-Kersee sowie sogar zweimal der insgesamt viermaligen Titelträgerin Brittney Reese, ebenfalls aus den USA.

Letzter Versuch bringt die Siegesweite

Und auch wie sie nach zwei ungültigen Sprüngen zum Auftakt und dem drohenden Aus die Ruhe bewahrt und mit einem Satz auf 6,98 Meter erst die drei weiteren Sprünge der besten Acht klargemacht hatte, befriedigte die 28-Jährige von der LG Kurpfalz, die vor dem dritten Sprung im Schneidersitz und in sich gekehrt auf dem Boden saß.

„Ich habe auch deswegen so viel gewinnen können in meiner Karriere, weil ich schon oft in solchen Situationen stand und weiß, dass der Wettkampf erst nach dem letzten Sprung vorbei ist“, sagte sie. „Ich stand heute wieder sehr unter Druck, aber war mir sehr sicher, dass ich das schaffen kann.“ Im vierten Sprung gelang ihr schon ein Satz auf 7,09 Meter, mit dem sie die Führung übernahm. Der letzte Versuch brachte dann die Siegesweite – wie vor einem Jahr in Tokio. Dort bedeutete allerdings erst dieser Versuch auch Gold vor Reese.

Nach Bronze für die 4×100-Meter-Staffel der Frauen war Mihambos Titel der erst zweite Podestplatz für den Deutschen Leichtathletik-Verband. Als zweifache Weltmeisterin zieht die 28-Jährige mit ihrem Vorbild Drechsler gleich, die 1983 und 1993 WM-Gold holte. „Es ist schön, wenn neben dem offensichtlichen auch noch geschichtlicher Ruhm dahintersteckt. Aber das ist für mich kein Ansporn“, sagte Mihambo. „Ich habe nicht den Ansporn, die beste Weitspringerin der Welt zu werden. Ich versuche einfach, meinen Weg zu gehen, und freue mich über jeden Erfolg, den ich auf dem Weg dahin mitnehmen kann.“

Nach der WM ist vor der EM

Auch für die anstehende EM in München vom 15. bis 21. August ist sie Hoffnungsträgerin und will dafür auf eine Feier im US-Bundesstaat Oregon verzichten. „Eine große Party brauche ich heute nicht. Es gibt noch die Europameisterschaften, danach sieht es anders aus. Da kann man einen schönen Abend dann auch mal mitnehmen. Aber ich bin jemand, solange noch Arbeit zu tun ist, kann ich auch die Füße stillhalten“, erklärte Mihambo.

Den Verband und die deutschen Fans wird es freuen – dabei geht es ihr wohl auch damit weniger um den Titel als den eigenen Fortschritt: „Weiter zu springen ist auch etwas, das mich antreibt, weil ich einfach sehr daran interessiert bin, zu wissen, wie weit ich denn springen kann am Ende meiner Karriere.“ 7,30 Meter wie vor drei Jahren bei der WM in Doha waren es in Eugene nicht, aber im entscheidenden Moment war Mihambo auch diesmal die Beste der Welt.

© dpa-infocom, dpa:220725-99-143815/5

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