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Schlüsselspieler, Trainer, Historie: England und Italien

Englands Harry Kane feiert den Finaleinzug. Foto: Paul Ellis/Pool AFP/AP/dpa
Englands Harry Kane feiert den Finaleinzug. Foto: Paul Ellis/Pool AFP/AP/dpa

Jetzt gilt’s! Am Abend spielen Italien und England um den EM-Titel. Im Londoner Fußball-Tempel Wembley werden mehr als 60.000 Zuschauer erwartet – sogar die Queen sendet motivierende Worte.

England will 55 Jahre ohne Titel beenden, Italien ein begeisterndes Turnier krönen: Die beiden Ex-Weltmeister versprechen zum Abschluss der Fußball-EM im Wembley-Stadion ein würdiges Finale.

„Es wird ein schönes Spiel vor einem vollen Stadion, toll für alle Fußball-Liebhaber“, sagte Italiens Nationaltrainer Roberto Mancini vor den Finale am Abend (21.00 Uhr/ZDF und Magenta TV) . Mehr als 60.000 Fans im Stadion und Millionen vor den Bildschirmen sind elektrisiert. In gewisser Weise auch die Queen.

Königin Elizabeth II. wünschte ihren Three Lions am Samstag in einem kurzen Schreiben viel Erfolg. Sie würdigte „Geist, Hingabe und Stolz“ der Mannschaft. Dabei erinnerte die Monarchin auch an den Moment, als sie bei der Weltmeisterschaft 1966 den WM-Pokal in Wembley an Sir Bobby Moore überreicht hatte.

„Ich möchte Ihnen allen meine Glückwünsche und die meiner Familie zum Erreichen des Finales der Europameisterschaft aussprechen und meine guten Wünsche für morgen senden“, schrieb die Queen. England will mit aller Macht die 55 Jahre andauernde Leidenszeit ohne Titel beenden.

Italien dagegen will ein starkes Turnier mit dem ersten großen Titel für die Squadra Azzurra seit 2006 krönen. „Wir sind uns alle der Wichtigkeit dieses Spiels bewusst“, sagte Kapitän Giorgio Chiellini, der „ein bisschen Verrücktheit“ ankündigte: „Das hat uns bis hierher gebracht und das braucht man, um den Pokal zu gewinnen.“

Das Wichtigste zum EM-Finale im Londoner Wembley-Stadion:

Schlüsselspieler:

Giorgio Chiellini ist das Gesicht Italiens bei diesem Turnier. Auch gegen Englands torgefährlichen Kapitän Harry Kane sowie die schnellen und dribbelstarken Außenstürmer wird viel davon abhängen, wie Chiellini und sein Nebenmann Leonardo Bonucci die Abwehr der Azzurri organisieren.

„Sie haben Qualität, aber auch wir haben Qualität in allen Mannschaftsteilen“, sagte der 36-Jährige. Offensiv hat Italien seine Gefährlichkeit in allen Turnierspielen unter Beweis gestellt. Lorenzo Insigne, Federico Chiesa und Ciro Immobile sind mit mutigem Direktspiel immer für ein Tor gut.

Bei England wird vieles von Kapitän Kane abhängen. Wie gut kann sich der Tottenham-Star gegen die starken italienischen Innenverteidiger durchsetzen? „Als Stürmer will ich gegen die besten Verteidiger der Welt spielen, und diese beiden gehören definitiv dazu“, sagte Kane.

Neben ihm will Raheem Sterling glänzen. Phil Foden, zuletzt Ergänzungsspieler, droht auszufallen. Bei Standards setzen die Briten auf ihre Kopfballstärke.

Trainer:

Aus einem Team ohne große Stars, das vor dreieinhalb Jahren nach der verpassten WM noch am Boden lag, hat Italiens Coach Roberto Mancini einen Titelkandidaten gemacht. Die Schlüssel zum Erfolg waren für den 56-Jährigen der Teamgeist und eine für italienische Teams ungewohnt offensive und mutige Ausrichtung.

Ins Endspiel gehen die Azzurri mit der Super-Serie von 33 ungeschlagenen Partien. Auch vor dem vierten EM-Finale für Italien steht für Mancini fest: „Man muss versuchen, Spaß zu haben. Nur so kann man ein Finale gewinnen.“

Englands Coach Gareth Soutgate ist innerhalb des Turniers zum Helden geworden. Nach dem Sieg im Halbfinale ließ sich der 50-Jährige von den Fans im Wembley-Stadion minutenlang feiern. In London ist der offiziell umgedichtete Song der Band Atomic Kitten längst ein Hit. Aus „Baby, you’re the one“ (in etwa: Liebling, Du bist mein/e Auserwählte/r) wurde schlicht „Southgate, you’re the one“.

Der Ex-Nationalspieler, im EM-Halbfinale 1996 gegen Deutschland im Elfmeterschießen noch der große Verlierer, lässt seine Mannschaft nicht immer attraktiv, dafür aber sehr effektiv spielen. Die Engländer rennen füreinander und kämpfen bis zum Umfallen.

Zuschauer:

Zuletzt vor dem Halbfinale gab es auch unschöne Szenen. Die Fans buhten und pfiffen, als die dänische Nationalhymne abgespielt wurde. Die UEFA sprach deshalb eine Geldstrafe aus.

Und Southgate appellierte, dieses Verhalten gegen Italien nicht zu wiederholen. Der Nationaltrainer vermutete, dass das Italien anstacheln könnte. Wahrscheinlich nicht zu unrecht.

„Es ist nicht unser erstes Spiel vor gegnerischen Fans. Zu Hause zu spielen, hilft dir. Das einzige, was mich interessiert, ist es, dieses wunderschöne Stadion zu genießen“, sagte Chiellini.

Historie in drei Beispielen:

Noch nie hat Italien bei einem großen Turnier gegen England verloren. Zum Start in die WM 2014 setzte sich Italien in einer Hitze-Schlacht in Manaus mit 2:1 durch – am Ende scheitern dennoch beide großen Nationen krachend schon in der Vorrunde.

EM 2012: Wie cool war eigentlich Andrea Pirlo? Nach 120 Minuten steht es im Viertelfinale zwischen England und Italien 0:0, es geht ins Elfmeterschießen. Riccardo Montolivo verschießt als Erster, Italien steht also unter Druck. Und was macht Pirlo als nächster Schütze der Azzurri? Er schlenzt den Ball lässig per Panenka in die Mitte des Tores. England versagen danach mal wieder die Nerven. Italien gewinnt 4:2.

WM 1990: Dieses Spiel wollte keine von beiden Mannschaften haben. Als Verlierer ihrer Halbfinal-Spiele trafen England und Italien im Duell um den dritten Platz aufeinander. Die Italiener setzten sich dank eines späten Elfmeter-Treffers von Salvatore Schillaci mit 2:1 durch, der Stürmer wurde dadurch immerhin Torschützenkönig des Turniers.

© dpa-infocom, dpa:210710-99-335337/3



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