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Fußball-EM: Krawalle und Ausnahmezustand am Wembley-Stadion

Stewards kontrollieren die elektronischen Tickets der Fans beim Betreten des Wembley-Stadions. Foto: David Cliff/AP/dpa
Stewards kontrollieren die elektronischen Tickets der Fans beim Betreten des Wembley-Stadions. Foto: David Cliff/AP/dpa

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten erreicht die englische Fußball-Nationalmannschaft ein Endspiel bei einem großen Turnier – und dann auch noch im eigenen Land. In der Londoner Innenstadt herrscht Ausnahmezustand und auch am Stadion gibt es Ärger.

Viele feiern friedlich, aber nicht wenige benehmen sich auch daneben: Vor dem EM-Finale in London haben zahlreiche Fußballfans versucht, ins Wembley-Stadion zu stürmen und das auch teilweise geschafft. In Videos waren hässliche Szenen zu sehen, die Schlägereien an den Eingängen zum Stadion zeigten.

In der Innenstadt der britischen Metropole herrschte in den Stunden vor dem Spiel der Three Lions gegen Italien teilweise Ausnahmezustand. Nach der Niederlage der englischen Mannschaft versuchte die Polizei die Menschenansammlungen vor der Arena aufzulösen. Es wurden Bierflaschen geworfen und Songs gegen Italien gesungen. Die Polizei sprach bei Twitter von 45 Festnahmen im Laufe des Tages.

Einem Bericht der Online-Magazins The Athletic zufolge könnten Hunderte an den Sicherheitskräften an der Arena vorbeigekommen sein. Der Sender Sky Sports News sprach von bis zu 100 Fans.

Von den Stadion-Betreibern hieß es zunächst, niemand sei ohne Ticket ins Stadion gekommen. Die UEFA bestätigte zwar, dass Fans Barrieren durchbrochen hätten. Sie hätten sich jedoch keinen Zugang zum Innenbereich des Stadions verschafft.

Später hieß es in einer Mitteilung des Wembley-Stadions jedoch, eine kleine Gruppe von Menschen habe sich Zugang verschafft. Man arbeite eng mit Stadionpersonal und Sicherheitsleuten zusammen, um diese Leute aus dem Stadion zu entfernen. „Jeder ohne Karte im Stadion wird sofort rausgeworfen.“

Im Stadion war offenbar deutlich spürbar, dass Zuschauer ohne Karten in der Arena waren. Ein Medienvertreter schrieb bei Twitter, eine Sicherheitskraft habe von einem „kompletten Alptraum“ gesprochen. Niemand habe ihren Block seit 19.30 Uhr verlassen oder betreten können, weil er so voll sei.

Ein anderer Journalist schilderte, dass Zuschauer ohne Plätze stehen würden und auf einigen Sitzen zwei Leute säßen. Zudem lief kurz vor Ende der regulären Spielzeit ein Flitzer auf das Spielfeld. Die Partie wurde kurz unterbrochen, bis er eingefangen werden konnte.

In sozialen Medien waren Videos von chaotischen Szenen zu sehen, etwa wie Menschen eine Treppe im Umfeld des Wembley-Stadions hochrannten und von Sicherheitspersonal verfolgt wurden. Es kam zu Handgreiflichkeiten. In einem anderen Video war zu sehen, wie mehrere Menschen eine Blockade von Sicherheitspersonal durchbrachen und dabei auch Absperrgitter umwarfen.

Londons Bürgermeister Sadiq Khan hatte Stunden vor dem Aufruf eindringlich an die Fans appelliert, nur zum Wembley-Stadion zu fahren, wenn sie auch ein Ticket haben – allerdings vergeblich. Schon am frühen Nachmittag feierten auf dem Wembley Way, dem rund 600 Meter langen Weg zwischen der U-Bahn-Station Wembley Park und dem Stadion, Zehntausende Fans ohne jeglichen Abstand und ohne Masken, dafür aber mit viel Alkohol.

Doch nicht nur an der Wembley-Arena, auch am Piccadilly Circus und am Leicester Square in der Innenstadt feierten Tausende. Es wurde gesungen, das Bier floss in Strömen. Dabei wurden riesige Müllberge hinterlassen und es kam zu asozialem Verhalten. Auf Videos war zu sehen, wie Fans mit kleineren Bäumen warfen. Beim Fanfest am Trafalgar Square, dessen Plätze coronabedingt stark limitiert waren, versuchten sich ebenfalls Fans ohne Eintrittskarten Zugang zu verschaffen.

Die Londoner Polizei berichtete ebenfalls von Vorfällen in der Innenstadt. An mehreren Bahnhöfen in der Stadt seien Fackeln gezündet worden, teilte die Metropolitan Police auf Twitter mit und betonte, es handle sich dabei um Straftaten. Man arbeite mit den Transportunternehmen daran, den fortlaufenden Verkehr sicherzustellen, damit alle sicher reisen könnten.

Die Polizeibeamten hätten alle Hände voll zu tun, hieß es. „Wir haben gesehen, wie Menschen von Lampen oder Werbetafeln springen, das kann sehr schnell zu Verletzungen führen“, warnte die Polizei. „Wir mahnen alle dazu, vorsichtig zu sein und aufeinander aufzupassen.“

© dpa-infocom, dpa:210711-99-342934/6



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