Großbritannien News Topthemen

Boris Johnson irritiert mit Vergleich von Brexit und Ukraine-Krieg

Boris Johnson nach seiner Rede auf dem Frühjahrsforum der Konservativen Partei. Foto: Peter Byrne/PA/dpa
Boris Johnson nach seiner Rede auf dem Frühjahrsforum der Konservativen Partei. Foto: Peter Byrne/PA/dpa

Die Ukrainer hätten sich wie die Briten mit dem Brexit für die Freiheit entschieden – für diese Aussage erntet der britische Premier Boris Johnson heftige Kritik. Der ehemalige Brexit-Beauftragte Brüssels nennt den Vergleich „irre“.

Der britische Premierminister Boris Johnson ist am Wochenende wegen eines Vergleichs vom Kampf der Ukraine gegen die russische Invasion und dem Brexit-Votum der Briten zum EU-Austritt heftig in die Kritik geraten.

Wie die Ukrainer habe sich das britische Volk mit dem Brexit für die Freiheit entschieden, hatte Johnson bei seiner Rede zur Frühjahrskonferenz der britischen Konservativen gestern gesagt.

Das rief heftige Reaktionen hervor: „Boris, Deine Worte beleidigen die Ukrainer, die Briten und den gesunden Menschenverstand“, twitterte der frühere EU-Ratspräsident Donald Tusk.

Der frühere Brexit-Beauftragte des Europäischen Parlaments, Guy Verhofstadt, bezeichnete den Vergleich als „irre“ und fügte hinzu: „Beim Brexit ging es darum, Freiheiten abzuschaffen und die EU zu verlassen… Die Ukrainer wollen mehr Freiheit und der EU beitreten!“

Der Vorsitzende des britischen Verteidigungsausschusses und Parteikollege Johnsons, Tobias Ellwood, twitterte: „Den Kampf des ukrainischen Volkes gegen die Tyrannei Putins mit dem Votum des britischen Volks zu vergleichen, beschädigt den Standard an guter Staatsführung, den wir in Ansätzen gesehen haben.“

Um den russischen Präsidenten Putin zu besiegen, brauche es internationale Führung und Einigkeit, so Ellwood. Der Chef der britischen Liberaldemokraten Ed Davey bezeichnete Premierminister Boris Johnson als „nationale Schande“.

Boris Johnson, der sich durch sein entschiedenes Eintreten für Sanktionen gegen Russland und Waffenlieferungen an die Ukraine seit Beginn des Kriegs von einer schweren politischen Krise erholte, hat mit der Äußerung erneut Zweifel an seinen Führungsqualitäten geweckt.

Noch vor einigen Wochen galt ein Misstrauensvotum in der eigenen Partei wegen mutmaßlicher Lockdown-Partys im Regierungssitz Downing Street als nicht unwahrscheinlich. Gegen Johnson wird deswegen derzeit sogar polizeilich ermittelt.

© dpa-infocom, dpa:220320-99-597657/4

Video: Rede Boris Johnson

Reaktionen auf Twitter:



[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar