Politik

„Anders vorgestellt“ – Feier zu 30 Jahre Deutsche Einheit eröffnet

Ein schwarz-rot-goldenes Herz steht während des Eröffnungstages der «EinheitsExpo» in Brandenburgs Landeshauptstadt. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
Ein schwarz-rot-goldenes Herz steht während des Eröffnungstages der «EinheitsExpo» in Brandenburgs Landeshauptstadt. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

Zu Fuß durch ganz Deutschland an einem Tag: Mit Abstand und mit Maske können bei der Feier zu 30 Jahre Deutsche Einheit die 16 Bundesländer erkundet werden. Wegen der Corona-Pandemie läuft das gesamte Fest zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung in Potsdam ganz anders als ursprünglich geplant.

30 Jahre Deutsche Einheit gilt es zu feiern, doch es fehlen die Stände für Bratwurst und Bier, es gibt keine Fressmeile und kein zentrales Fest zum Tag der Deutschen Einheit. „Corona hat in diesem Jahr alles anders gemacht“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD).

Woidke eröffnete am Samstag in der Landeshauptstadt Potsdam die Ausstellung „EinheitsExpo“. Ausgerechnet zum 30. Jahrestag der Wiedervereinigung am 3. Oktober ist aufgrund der Corona-Pandemie vieles nicht so wie sonst. „Wir hatten uns das Fest ganz anders vorgestellt“, sagte Woidke, der als Bundesratspräsident in diesem Jahr Gastgeber der Feierlichkeiten ist.

Ein neuer Plan musste her. Anstelle des ursprünglich geplanten Einheitsfestes wie in den Jahren zuvor mit hunderttausenden Besuchern wurde diese Ausstellung organisiert. Zum Auftakt enthüllte Woidke die ersten drei Buchstaben des Mottos „WIR miteinander“.

Jahresbericht der Bundesregierung

Die Bürger könnten stolz auf das sein, was in den in den vergangenen drei Jahrzehnten erreicht worden sei, betonte er. Umfragen zeigten, dass die Menschen in Deutschland zufriedener seien als zu jedem Zeitpunkt seit der Wiedervereinigung, heißt es auch im Jahresbericht der Bundesregierung, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

In dem Bericht steht aber auch, dass es noch immer große Unterschiede zwischen Ost und West gebe: „Das gilt für die Bewertung der Demokratie und der politischen Institutionen, bei Einstellungen zu etwas Fremden oder der Verbreitung rechtsextremistischer Orientierungen.“ Der Prozess der inneren Einheit Deutschlands sei „nach 30 Jahren noch nicht vollständig abgeschlossen“.

Brandenburgs Ministerpräsident war am Samstag aber vor allem zum Feiern zumute: „Genießen Sie Deutschland in den kommenden 30 Tagen“, warb Woidke für einen Besuch in Potsdam. Auf 3,5 Kilometern quer durch die Landeshauptstadt – vom Luisenplatz bis zum Landtag im wiederaufgebauten Stadtschloss – zieht sich bis zum 4. Oktober die Freiluftschau.

Gläserne Pavillons

Das Motto der diesjährigen Feier für die Deutsche Einheit lautet „30 Jahre – 30 Tage – 30 x Deutschland“. In gläsernen Pavillons stellen sich die 16 Bundesländer vor. Besucher können die Exponate aus Hygienegründen nur von außen begutachten. Auch der Festakt zum Jubiläum am 3. Oktober in der Metropolishalle wird mit stark reduzierter Gästezahl gefeiert.

Im Pavillon des Bundesrates ist unter anderem eine Replik des Rednerpultes zu sehen. Der Bundestagespavillon zeigt ein Foto von der Reichstagsverhüllung durch den Künstler Christo, der in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden wäre. Beim Bundesverfassungsgericht wird per Foto ein Blick in den Sitzungssaal gewährt, dazu im Original die leuchtend rote Robe eines Richters präsentiert. Erstmals beteiligt sich außerdem der Bundespräsident an einem Bürgerfest.

Die Einheits-Kommission der Bundesregierung beteiligt sich mit einer gläsernen Box an der Ausstellung, die von Künstlern alle drei Tage neu gestaltet wird. Zum Auftakt gibt es eine grüne Rasenfläche mit noch kahlen Stellen: als Zeichen dafür, dass Deutschland noch zusammenwachsen muss.

Der Kommissionsvorsitzende und Ex-Ministerpräsident von Brandenburg, Matthias Platzeck, hätte sich übrigens ein anderes Datum als den 3. Oktober als Nationalfeiertag gewünscht. Für ihn seien der 9. Oktober – an dem Tag fand 1989 die große Leipziger Demonstration statt – oder der 9. November – Tag des Mauerfalls – besser geeignet, sagte er am Samstag im rbb inforadio. Die beiden Tage seien „hochgradig emotional besetzt“, während der 3. Oktober eher der Verwaltungsvollzug der deutschen Einheit gewesen sei.

© dpa-infocom, dpa:200905-99-443673/2

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