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USA werfen Russland Gefährdung von ISS-Astronauten vor

Antony Blinken ist Außenminister der USA. Foto: Olivier Douliery/Pool AFP/AP/dpa
Antony Blinken ist Außenminister der USA. Foto: Olivier Douliery/Pool AFP/AP/dpa

Russland soll eine Rakete im All getestet und damit einen eigenen Satelliten zerstört haben. Die Konsequenz, so der Vorwurf der US-Regierung: Eine Trümmerwolke – die nun Astronauten bedroht.

Die US-Regierung wirft Russland vor, die Sicherheit von Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS durch den Test einer Anti-Satelliten-Rakete gefährdet zu haben. „Wir verurteilen Russlands rücksichtslosen Test“, so US-Außenminister Antony Blinken in einer Mitteilung.

Der Beschuss eines russischen Satelliten habe Weltraumschrott hinterlassen, „der das Leben von Astronauten, die Integrität der Internationalen Raumstation und die Interessen aller Nationen gefährdet“. Auf der ISS hält sich seit kurzem auch der deutsche Astronaut Matthias Maurer auf.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa schloss sichin einer Stellungnahme Blinkens Kritik an. „Ich bin empört über dieses unverantwortliche und destabilisierende Vorgehen“, teilte Nasa-Chef Bill Nelson mit.

„Mit seiner langen und traditionsreichen Geschichte in der bemannten Raumfahrt ist es unvorstellbar, dass Russland nicht nur die amerikanischen und internationalen Partner-Astronauten auf der ISS, sondern auch seine eigenen Kosmonauten gefährdet.“ Das Vorgehen sei „rücksichtslos und gefährlich und bedroht auch die chinesische Raumstation“.

Trümmerteile gefährden Raumfahrt

Das Weltraumkommando Space Command der US-Streitkräfte teilte mit, der Test habe bislang mehr als 1500 nachverfolgbare Trümmerteile in der erdnahen Umlaufbahn produziert.

Vermutlich würden diese letztlich in Hunderttausende kleinere Trümmer zerfallen und „über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte in der Umlaufbahn verbleiben“. Dies bedeute „ein erhebliches Risiko für die Besatzung der Internationalen Raumstation und andere bemannte Raumfahrtaktivitäten sowie für die Satelliten mehrerer Länder“.

„Russland hat gezeigt, dass es die Sicherheit, den Schutz, die Stabilität und die langfristige Nachhaltigkeit des Weltraums für alle Nationen bewusst missachtet“, kritisierte US-General James Dickinson. „Russland entwickelt und setzt Fähigkeiten ein, um den Vereinigten Staaten und ihren Verbündeten und Partnern den Zugang zum Weltraum und dessen Nutzung aktiv zu verweigern.“

Russland wies die Vorwürfe zurück. „Diese Aussagen entsprechen nicht der Wirklichkeit“, sagte Juri Schwytkin, Vize-Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, am Dienstag der Agentur Interfax. Der Fantasie des US-Außenministeriums sei keine Grenze gesetzt. „Wir haben uns immer gegen die Militarisierung des Weltraums ausgesprochen“, sagte der Abgeordnete.

Maurer in Sicherheit gebracht

Wegen einer möglichen Kollision mit Weltraumschrott war die ISS zweimal kurzzeitig geräumt worden. Der Kosmonaut Pjotr Dubrow sagte der russischen Staatsagentur Tass zufolge, die sieben Raumfahrer hätten sich in beiden Fällen in zwei an der Station angedockten Raumschiffen in Sicherheit gebracht.

Maurer wechselte laut der Europäischen Weltraumorganisation Esa in die „Crew Dragon“, mit der der Saarländer erst am Freitag vergangener Woche den Außenposten der Menschheit erreicht hatte. Im Falle eines Zusammenstoßes hätte die Besatzung so zur Erde zurückfliegen können.

Auch die Nasa teilte mit, die Astronauten und Kosmonauten auf der ISS hätten „Notfallverfahren für die Sicherheit“ eingeleitet, nachdem die Flugsicherung sie wegen der Trümmer geweckt hatte. Die Luken zu bestimmten Modulen seien geschlossen worden. Als die ISS die Trümmerwolke durchflog, seien die Astronauten und Kosmonauten in ihre Raumschiffe gewechselt.

Tass berichtete, der Generaldirektor der russischen Raumfahrtbehörde Roscosmos, Dmitri Rogosin, werde an diesem Dienstag in Moskau mit Nasa-Vertretern zusammenkommen. Bei dem bereits seit längerem angesetzten Treffen werde es nun auch um den Vorfall gehen.

© dpa-infocom, dpa:211116-99-12580/5

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