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Klimaforscher: Erderhitzung von 2,7 Grad wäre „anderer Planet“

Der Rauch zahlreicher großer Waldbrände im südwestlichen Oregon färbt den Sonnenuntergang und den Himmel gelb. (Archivbild). Foto: Robin Loznak/ZUMA Press Wire/dpa
Der Rauch zahlreicher großer Waldbrände im südwestlichen Oregon färbt den Sonnenuntergang und den Himmel gelb. (Archivbild). Foto: Robin Loznak/ZUMA Press Wire/dpa

Das Ziel des Klimagipfels lautet: das 1,5-Grad-Ziel zu halten. Aktuell steuert die Welt noch auf 2,7 Grad Erhitzung zu. Ein wichtiger Klimaforscher erklärt, was in Glasgow auf dem Spiel steht.

Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat eindringlich vor der drohenden drastischen Erderhitzung gewarnt, auf die die Welt mit ihren aktuellen Plänen zusteuert.

„Mit 2,7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute“, sagte der Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur auf der Weltklimakonferenz in Glasgow.

Welt befindet sich auf einem 2,7-Grad-Pfad

Die bislang bei den Vereinten Nationen eingereichten Pläne reichen bei weitem nicht aus, um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf ein noch erträgliches Maß von 1,5 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts zu begrenzen.

Der UN-Klimaagentur zufolge befindet sich die Welt stattdessen auf einem 2,7-Grad-Pfad. Dies würde eine so stark zunehmende Häufigkeit von Extremereignissen wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten oder Hitzewellen bedeuten, dass diese der Menschheit ein angemessenes Leben auf der Erde beinahe unmöglich machen würden, so Rockström.

Bereits im Jahr 2070 – also noch lange vor 2,7 Grad – würden in diesem Szenario 3,5 Milliarden Menschen in Regionen leben, deren jährliche Durchschnittstemperatur ein Risiko für ihre Gesundheit wäre. Darüber hinaus werde man in dieser Zukunft Probleme haben, die Menschheit überhaupt noch zu ernähren. „Man würde praktisch auf einem zerstörten Planeten leben“, sagte der Klimaforscher. „Um es klar zu sagen: Man will dort nicht hin.“

Ambitionen allein reichen nicht mehr aus

Bei der Weltklimakonferenz COP26 ringen derzeit in Schottland rund 200 Staaten darum, wie die drohende Klimakatastrophe abgewendet werden kann.

„Wir haben nun mehr wissenschaftliche Beweise als jemals, das wir alles tun müssen, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen“, sagte Rockström. In Glasgow hofft er auf konkrete Enddaten für den Abschied vom Kohlestrom und vom Verbrennungsmotor. Da bereits so viel Zeit vergangen sei, reichten Allianzen ambitionierter Länder nicht mehr aus, sondern alle Staaten müssten sich bewegen.

Beim Klimagipfel zeigte sich jedoch bereits in den ersten Tagen, welche Staaten auf der Bremse stehen. So tauchten die Präsidenten von China und Russland gar nicht persönlich auf. Indien kündigte zwar Klimaneutralität an, zögerte diesen Plan aber bis ins Jahr 2070 hinaus.

„Um wirklich erfolgreich zu sein, müssten alle hier versammelten Nationen ihre Pläne aktualisieren, um bis 2050 netto null Emissionen zu haben und die Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren“, so der Schwede. „Wenn wir das von allen Nationen bekämen, wäre das ein Grund zum Feiern.“

© dpa-infocom, dpa:211103-99-842218/2



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