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Diskus-Trio will deutsche Medaillen-Tristesse beenden

Kristin Pudenz vom SC Potsdam in Aktion. Foto: Michael Kappeler/dpa
Kristin Pudenz vom SC Potsdam in Aktion. Foto: Michael Kappeler/dpa

Nach vier WM-Tagen ohne Medaillengewinn und ohne Platzierungen unter den besten Acht könnte ein Diskus-Trio um die Olympia-Zweite Kristin Pudenz die erste Edelplakette für Deutschland gewinnen.

Das Diskus-Trio um die Olympia-Zweite Kristin Pudenz möchte die deutsche Tristesse bei der Leichtathletik-WM mit dem ersten Medaillengewinn endlich beenden.

„Wir wollen zeigen, dass wir immer noch werfen können, und es wäre schön, wenn eine von uns eine Medaille für Deutschland holen könnte“, sagte die 29-jährige Potsdamerin, die in der Qualifikation 64,39 Meter weit warf.

Deutsches Diskus-Trio im Finale

Ebenfalls ins Finale in der Nacht zum Donnerstag (3.30 Uhr MESZ/ARD) zogen die Neubrandenburgerin Claudine Vita mit 64,98 Metern und Shanice Craft aus Halle mit 64,55 Metern ein.

Bei der WM 2019 in Doha standen Nadine Müller, Pudenz und Vita im Finale, waren aber ohne Chance auf einen Podestplatz – nun sind die Diskus-Damen eine der ganz wenigen Hoffnungen auf eine WM-Plakette für Deutschland.

Nach Silber bei den Tokio-Spielen ging Pudenz in der Qualifikation erstmals als Mitfavoritin in den Ring. „Ich war etwas mehr aufgeregt als bei den letzten Malen, da ich jetzt mehr im Mittelpunkt stehe“, bekannte die viermalige deutsche Meisterin und fügte couragiert hinzu: „Ich hoffe, noch ein paar Meter draufpacken zu können. Es wird ein heißer Kampf und ich möchte vorne mitmischen.“

Für WM-Gold dürfte ihre Wurf-Kapazität nicht langen, dazu erscheint Olympiasiegerin Valarie Allman zu stark. Die US-Amerikanerin warf in der Qualifikation 68,36 Meter. Pudenz‘ Bestweite: 67,10 Meter. In Tokio hatten 66,78 Meter zu Silber gereicht.

DLV noch ohne Medaillenerfolg

Damit wären viele im DLV happy. Denn nach vier von zehn Wettkampftagen sieht die Zwischenbilanz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes abseits des Diskus-Trios düster aus. In den ersten 20 Entscheidungen gab es keine Medaille, nicht mal eine Platzierung unter den besten Acht sprang dabei heraus.

Im Gehen hatte die erste Medaillenhoffnung Christopher Linke über 20 Kilometer aufgegeben. Der WM-Vierte von 2019 und und -Fünfte von 2017 hofft nun, dass es am Sonntag über 35 Kilometer besser klappt.

Sprinterin Gina Lückenkemper hatte sich nach den 10,99 Sekunden über 100 Meter bei den deutschen Meisterschaften in Berlin den Einzug ins Finale gewünscht, schied aber im Halbfinale aus. „11,08 Sekunden sind nicht das, was ich mir vorgenommen habe, aber eine solide Leistung“, meinte sie danach.

Über 1500 Meter hatte Hanna Klein auch mit dem Endlauf geliebäugelt. „Ich war platt“, berichtete die Tübingerin, sie hätte „einen leeren Tank“ gehabt. Diesen Eindruck gab es auch in den anderen bisherigen Laufwettbewerben.

Mau sieht es auch im Diskuswurf der Männer in der Ära nach Robert und Christoph Harting sowie im Kugelstoßen aus, wo David Storl und Christina Schwanitz in der Vergangenheit Medaillen in Serie sammelten. In Eugene war der Magdeburger Martin Wierig als 17. bester deutscher Diskuswerfer. Auch im Kugelstoßen schieden die deutschen Starter und Starterinnen in der Qualifikation aus.

„Deutsche Flaute“ kommt nicht überraschend

Im Siebenkampf kam nach drei Fehlversuchen im Weitsprung für Sophie Weißenberg das Aus. Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko landete mit 2,24 Metern nur auf Rang zwölf. Ein Lichtblick war die Stabhochspringerin Jacqueline Otchere, die unter die Top Zehn springen konnte und damit mehr erreichte, als zu erwarten war.

Ganz überraschend kommt die Flaute indes nicht. Schon vor der WM mussten Medaillenanwärter wie die Topspeerwerfer Johannes Vetter und Christin Hussong ebenso absagen wie der Olympia-Zweite im Gehen, Johannes Hilbert, oder Siebenkampf-Ass Carolin Schäfer.

Der Kandidatenkreis für das Siegerpodest und eine mögliche Wende an den verbleibenden Tagen in Oregon ist klein: Einzig Olympiasiegerin, Welt- und Europameisterin Malaika Mihambo gilt zum Abschluss in der Nacht zum Montag im Weitsprung als sichere Medaillenbank.

Schwieriger wird die Titelverteidigung für Zehnkämpfer Niklas Kaul, der mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Ein großer Wurf ist Julian Weber zuzutrauen. Bei den Tokio-Spielen wurde er im Speerwerfen Vierter und kam in diesem Jahr mit 89,54 Metern an die 90-Meter-Marke heran.

Wenn es bis zum WM-Ende nicht besser läuft, wird das Auswirkungen auf die staatliche Förderung haben. „Abgerechnet wird bei der Sportförderung nach den Ergebnissen des höchsten Ereignisses“, erklärte DLV-Cheftrainerin Annett Stein.

Kompensiert werden kann ein schlechtes WM-Abschneiden auch nicht mit vielen Medaillen bei der Heim-EM vom 15. August an in München. Diese sei nur „emotional sehr wichtig für die Motivation“ der Athleten, meinte Stein.

© dpa-infocom, dpa:220719-99-72009/6


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