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Werder Bremen: Trainer Markus Anfang tritt nach Impfpass-Affäre zurück

Markus Anfang ist als Trainer von Werder Bremen zurückgetreten. Foto: Carmen Jaspersen/dpa
Markus Anfang ist als Trainer von Werder Bremen zurückgetreten. Foto: Carmen Jaspersen/dpa

Das Kapitel Markus Anfang ist bei Werder Bremen schon wieder vorbei. Nach nicht einmal einem halben Jahr tritt der Trainer zurück, weil die Staatsanwaltschaft gegen ihn in der Impfpass-Affäre ermittelt.

Markus Anfang hat wenige Stunden vor dem Zweitliga-Topspiel des SV Werder Bremen gegen den FC Schalke 04 auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen ihn in der Impfpass-Affäre reagiert und seinen Trainer-Posten mit sofortiger Wirkung zur Verfügung gestellt.

Dem 47-Jährigen wird vorgeworfen, ein gefälschtes Impfzertifikat benutzt zu haben. Das Gesundheitsamt Bremen hatte deshalb Strafanzeige gegen Anfang gestellt, die Staatsanwaltschaft Bremen daraufhin am Freitag Ermittlungen aufgenommen.

Markus Anfang hat die Vorwürfe bislang vehement zurückgewiesen. Trotzdem entschied er sich nun für einen Rücktritt und kam damit wohl auch einer Entlassung zuvor.

Baumann: „Vorwurf ist massiv“

„Der Vorwurf, der im Raum steht, ist massiv“, sagte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann am Samstag in einem auf der Club-Homepage veröffentlichten Video-Interview.

Laut Frank Baumann habe es im Laufe des Freitags weitere Entwicklungen und eine neue Faktenlage gegeben, so dass auch der Verein überlegt habe, was die richtige Entscheidung sei.

„Es war zu befürchten, dass das nicht von heute auf morgen zu klären ist und sich insgesamt noch hinziehen kann. Und dann hat es Auswirkungen auf den sportlichen Bereich, aber insgesamt auch auf das Image des Vereins“, sagte Baumann.

„Ausschlaggebend war, dass wir am Freitagabend noch einmal Besuch von der Polizei im Weserstadion hatten. Dort wurde uns eine sehr klare Indizienlage übermittelt“, sagte Baumanns Geschäftsführer-Kollege Klaus Filbry am Samstagabend in einer Medienrunde im Weserstadion.

„Wir hätten uns aufgrund der Indizienlage natürlich auch mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen auseinandergesetzt. Erst einmal mit dem Thema Beurlaubung, aber dann eventuell auch mit einer Verdachtskündigung“, so Filbry weiter. Durch Anfangs Rücktritt ist das nun nicht nötig. Der Vertrag wurde mit sofortiger Wirkung aufgelöst, Anfang bezieht ab sofort kein Gehalt mehr

Impfpass beschlagnahmt

Die Staatsanwaltschaft Bremen hat nach der Strafanzeige aufgrund des Vorwurfs eine gefälschten Impfzertifikats unterdessen den Impfpass von Markus Anfang beschlagnahmt.

„Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir zeitnah klären können“, sagte Staatsanwalt Frank Passade am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Zuerst hatten Radio Bremen und danach die Deichstube über die Beschlagnahme der Impfpässe berichtet.

Die Polizei war am Freitagabend bei Anfang mit einem Durchsuchungsbeschluss für dessen Privatwohnung vorstellig geworden. Eine Durchsuchung war aber nicht notwendig. Anfang hätte wie auch Co-Trainer Junge kooperiert, hieß es vom Staatsanwalt.

Anfang: „Belastende Lage für den Verein“

Markus Anfang bat den SV Werder Bremen in der Folge um umgehende Auflösung des Vertrags und nahm dem Zweitligisten vor dem heutigen Spitzenspiel somit die Entscheidung ab.

„Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende“, wurde Markus Anfang in einer Mitteilung des SV Werder Bremen zitiert.

„Ich habe daher die verantwortlichen Personen um die umgehende Auflösung meines Vertrages gebeten, diesem Wunsch haben sie entsprochen“, so Markus Anfang in der Meldung des Vereins weiter.

Außer Markus Anfang erklärte auch dessen Co-Trainer Florian Junge seinen Rücktritt. Gegen den 35 Jahre alten Anfang-Assistenten gibt es laut Werder-Mitteilung ebenfalls staatsanwaltschaftliche Ermittlungen. Was Junge vorgeworfen wird, ist bislang nicht bekannt.

Werder Bremen empfängt am heutigen Samstagabend um 20.30 Uhr (Sport1 und Sky) den FC Schalke 04. Dann soll Co-Trainer Danjiel Zenkovic das Team betreuen. Nicht auf der Bank sitzen wird dann Clemens Fritz. Bremens Leiter Profi-Fußball wurde positiv auf das Corona-Virus getestet und befindet sich bereits in häuslicher Quarantäne.

Gefälschtes Impfzertifikat?

Markus Anfang hatte den Posten als Trainer des SV Werder Bremen erst im Sommer übernommen und sollte bei den Grün-Weißen nach dem ersten Abstieg seit 41 Jahren den Wiederaufbau einleiten und nach Möglichkeit den sofortigen Wiederaufstieg schaffen. Nach 13 Spielen liegt Werder auf Rang acht.

Am Vortag war bekanntgeworden, dass gegen Markus Anfang wegen der angeblichen Nutzung eines gefälschten Impfzertifikats ermittelt wird. Nach Informationen des Multimedia-Portals Deichstube sollen im Impfnachweis des Trainers die Chargennummer des Impfstoffs und ein Impfdatum unstimmig gewesen sein. So soll sich ein Impftermin in Anfangs Nachweis angeblich mit einem Einsatz als Werder-Trainer überschneiden.

Dennoch hatte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann dem Trainer den Rücken gestärkt. „Markus hat uns versichert, dass alles korrekt gelaufen ist und dass er auch geimpft ist. Und von daher gibt es aus unserer Sicht auch keinen Grund, daran zu zweifeln“, sagte Baumann und fügte an: „Da muss man dem wichtigsten Mitarbeiter in einem Verein auch einen gewissen Vertrauensvorschuss geben.“

Nach den weiteren Entwicklungen nahm Baumann dann aber die Rücktritte von Anfang und Junge an: „Markus und Florian übernehmen mit ihrem Schritt Verantwortung und tragen somit dazu bei, die Unruhe, die in den letzten Tagen rund um den Verein und die Mannschaft aufgekommen ist, zu beenden“, so Baumann.

Man respektiere ihre Entscheidung und werde sich nun auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer machen. „Natürlich ist es unser Wunsch, dass wir eine schnelle Lösung finden, aber es ist auch wichtig, dass wir den richtigen finden“, sagte Baumann. „Das kann auch ein paar Tage dauern.“

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➡️ Mitteilung Werder Bremen zum Rücktritt im Wortlaut

Tweet SV Werder Bremen zum Video-Interview:

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