Finanzen Interview Katastrophe

Probleme mit Kartenzahlung, Kryptowährungen, Fintech: Interview mit Autor Gregg Irol zu hochaktuellem Debütroman

Tabula Rasa - Alles auf Null von Gregg Irol

Autor Gregg Irol scheint über ausgezeichnetes Timing zu verfügen: Während es in Deutschland zu flächendeckenden Problemen mit der Kartenzahlung kommt, erscheint sein Debütroman „Tabula Rasa – Alles auf Null“.

Thema im Buch von Gregg Irol: Das plötzliche Verschwinden von Giralgeld, dem digitalen Buchgeld, dem Gegenstück zum Bargeld. Im Interview mit infowelt.news gibt Autor Irol Einblicke in die Welt von Krypto, Fintechs und seinem literarischen Katastrophenszenario.

infowelt.news: Vor zwei Wochen gab es deutschlandweit Probleme mit den Kreditkartenlesegeräten. Menschen konnten beim Kiosk plötzlich nicht mehr mit Karte zahlen und waren auf ihr Bargeld angewiesen. Das ist 1-zu-1 das Anfangsszenario aus dem Debütroman “Tabula Rasa – Alles auf Null“. Welche Marketingagentur hat sich diese Kampagne ausgedacht?

Gregg Irol: Welche auch immer es war, hat leider vergessen mein Buch zu erwähnen. Spaß beiseite, es ist schon beeindruckend, wie abhängig wir mittlerweile von digitalen Zahlungsmöglichkeiten sind. In dem Fall war lediglich ein kleiner Bruchteil der Kartenlesegeräte betroffen und trotzdem war das Thema in allen großen Tageszeitungen. Wenn ich das Buch nicht bereits geschrieben hätte, wäre das der perfekte Anlass gewesen, sich mit der Frage zu beschäftigen, welche große Rolle Geld – insbesondere das sogenannte Giralgeld – eigentlich für uns spielt.

infowelt.news: Moment, Giralgeld?

Gregg Irol: Buchgeld. Geld, das nur in Form von Zahlen auf Bankkonten vorhanden ist. Man macht sich darüber ja nicht ständig Gedanken, aber der Zahl auf deinem Sparkonto ist nicht an einen Gegenwert gebunden. In den 70ern war dieses Giralgeld noch an den Goldstandard gekoppelt. Aber mittlerweile können Banken Geld aus dem Nichts erschaffen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Vertrauen in die Finanzmärkte sinkt und Alternativen wie zum Beispiel Kryptowährungen an Bedeutung gewinnen.

infowelt.news: Und warum kennst du dich mit dem Thema aus? Bist du in der Finanzbranche beschäftigt?

Gregg Irol: Nein, eigentlich habe ich andere Hobbies. Filme, Videospiele, Bücher. Geschichten jeder Art und zum Ausgleich Handball. Die Beziehung zur Finanzwelt besteht eher indirekt. Ich war lange bei einer Innovationsberatung und habe mich da viel mit aktuellen Trends beschäftigt. Blockchains, Fintech, Kryptowährungen, das waren schon so Themen, die immer wieder aufgetaucht sind. Erst kam Paypal, dann Bitcoin und mittlerweile hat man dank Apps wie N26 und Bitpanda den Krypto-Broker und die eigene Bank in der Hosentasche. Im Supermarkt zahlt man dank Smartwatch mit dem Handgelenk. Ich brauche Münzen eigentlich nur noch für den Einkauswagen und um meinen Stromkasten zu Hause zu öffnen.

infowelt.news: Wie schätzt du diese Entwicklung ein? Macht dir das Sorgen?

Gregg Irol: Nein, ich habe grundsätzlich nichts gegen den Fortschritt. Ich bin immer gern dabei, wenn es darum geht, neue Technologien auszuprobieren. Ich verteufle die Digitalisierung nicht. Wenn es möglich ist, Prozesse zu vereinfachen oder zu verbessern, warum nicht? Problematisch wird es nur, wenn eine ganze Gesellschaft von etwas abhängig ist, was sie nicht mehr versteht geschweige denn beeinflussen kann. Wenn dann etwas schief geht, dann geht es richtig schief. Das haben die letzten Jahre in einem ganz andere Kontext bewiesen.

infowelt.news: Lass uns nicht über Viren sprechen.

Gregg Irol: Vielleicht über Computerviren.

infowelt.news: Gibt es da Anknüpfungspunkte zu deinem neuen Buch?

Gregg Irol: Ich darf nicht spoilern.

infowelt.news: Ok, aber worum es genau geht, darfst du doch sicher erzählen.

Gregg Irol: Stell dir vor, dein Geld ist weg! Und das von allen anderen auch. Der Technothriller „Tabula Rasa – Alles auf Null“ beschäftigt sich mit der Frage, was passieren würde, wenn die Grundlage unseres Handelns und Wirtschaftens – das besagte Giralgeld – plötzlich weg wäre. Wie reagiert die Gesellschaft darauf? Welche Probleme und Herausforderungen entstehen und welche Lösungen finden die Menschen?

infowelt.news: Das klingt erstmal nach Chaos. Andere Romane wie zum Beispiel Blackout von Marc Elsberg oder Ausgebrannt von Andreas Eschbach haben sich auch mit Katastrophenszenarien beschäftigt. Ist dein Buch vergleichbar?

Gregg Irol: Zuerst einmal möchte ich vorweg schicken, dass Autoren wie Eschbach oder Eisberg großartige Erzähler sind, die es geschafft haben spannende Visionen in unterhaltsame Geschichten zu verpacken. Ich liebe diese Art von “Was-wäre-wenn”-Szenarien und wäre überglücklich, wenn meine Geschichte bei den Lesern einen ähnlichen Unterhaltungseffekt auslöst. Trotzdem gibt es meines Erachtens einen entscheidenden Unterschied zu den besagten Szenarien. Wenn der Strom ausfällt oder das Öl versiegt oder die Klimakatastrophe zuschlägt, dann geht es für die Menschheit ums Überleben, weil plötzlich wichtige Rohstoffe fehlen. Das Problem ist extrem greifbar und die Aufgabe ist auch sehr klar. Es geht ums Überleben-

In dem Szenario meines Romans ändert sich erstmal nichts an der Grundversorgung der Menschen. Es wurden lediglich ein paar Zahlen gelöscht. Das Problem ist also eher ein psychologisches. Die Kühe auf der Weide geben weiter Milch, die Windräder drehen sich weiter und auch das Internet funktioniert noch. Die Frage ist, wie sehr sind die Menschen bereit, ihre Aufgaben in der Gesellschaft wahrzunehmen, wenn es kein Geld mehr gibt, um sie zu motivieren? Wenn der Strom ausfällt, dann ist die Mission klar: Wir brauchen schnellstmöglich wieder Strom. Wenn die Konten auf Null gesetzt werden, wird es schon schwieriger. Es sind ja nicht nur die Guthaben weg, sondern auch die Schulden. Wollen wir das Geld wirklich zurück und in welcher Form und wofür? Diese Fragen lassen sich nicht ganz so einfach beantworten.



infowelt.news: Ist „Tabula Rasa- Alles auf Null“ dann eigentlich eher eine philosophische Abhandlung als ein Thriller? Muss man sich auf ellenlange Monologe einstellen?

Gregg Irol: Nein, ganz und gar nicht. Natürlich fände ich es toll, wenn die Geschichte Menschen zum Nachdenken anregt. Aber in erster Linie möchte ich unterhalten. Es gibt einige Hauptcharaktere, denen wir folgen. Der Wirtschaftsjournalist, die Influencerin, die Politikerin und ein umtriebiger Bitcoin-Miliardär. Sie alle haben ihre eigene Herausforderungen und ihre eigenen Strategien, mit der Krise umzugehen. Dabei kommt die Action und die Unterhaltung nicht zu kurz.

infowelt.news Klingt spannend. Das ist nun dein Debütroman. Wie bist du dazu gekommen, genau diese Geschichte zu erzählen?

Gregg Irol: Ich habe früher viel gebloggt. Das Thema Geld bzw. Alternativen zum Geld fasziniert mich schon lange. Bei der Arbeit an einem Artikel zum Thema „Zeit ist das neue Geld“ kam der Gedanke, was passieren würde, wenn es keine Geld mehr gäbe. Das war eine krasse Vorstellung. Es hat dann aber noch ein ganze Weile gedauert, bis die Entscheidung gefallen ist, daraus einen Roman zu machen. Ich war mit meiner Frau auf einer Wohnwagentour und habe ihr von der Idee erzählt. Sie wollte wissen, was mich davon abhält sie aufzuschreiben und ich hatte keine guten Argumente. Also habe ich mich noch am selben Tag hingesetzt und das erste Kapitel geschrieben. Das war vor ziemlich genau zwei Jahren. Dann das erste Manuskript, Testleser, Überarbeitung, Lektorat, Überarbeitung, Korrektorat, Überarbeitung, Buchcover, Veröffentlichung und jetzt Marketing. Im Selbstverlag muss man sich ja um alles selbst kümmern. Ein wahnsinnig langer Weg.

infowelt.news: Und seit 23. Mai ist “Tabula Rasa – Alles auf Null” nun als Taschenbuch und ebook überall erhältlich, wo es Bücher gibt. Wir wünschen viel Erfolg. Wird es eine Fortsetzung geben?

Gregg Irol: Ideen gibt es genug, aber es war mir wichtig, dass das Buch auch für sich stehen kann. Jetzt schauen wir erst mal, wie die Geschichte beim Publikum ankommt.

infowelt.news Wir wünschen in jedem Fall alles Gute und drücken die Daumen, dass die Realität die Fiktion nicht einholt.

Gregg Irol: Vielen Dank und legt euch ein bisschen Bargeld unters Kopfkissen!

[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar