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Deutschland 2021: Sprunghafter Anstieg bei Privatinsolvenzen

Crifbürgel erwartet, dass die unmittelbar von der Corona-Pandemie verursachte Insolvenzwelle wohl ab dem zweiten Halbjahr 2021 einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen wird. Foto: Alexander Heinl/dpa
Crifbürgel erwartet, dass die unmittelbar von der Corona-Pandemie verursachte Insolvenzwelle wohl ab dem zweiten Halbjahr 2021 einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen wird. Foto: Alexander Heinl/dpa

Die Zahl der Privatinsolvenzen steigt im ersten Quartal deutlich. Experten führen dies vor allem auf eine Gesetzesänderung zurück. Im Laufe des Jahres dürfte aber auch die Corona-Krise durchschlagen.

Ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie ist die Zahl der Privatinsolvenzen bundesweit sprunghaft gestiegen: Nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Crifbürgel gab es im ersten Quartal des laufenden Jahres 2021 in Deutschland 31.821 Privatinsolvenzen.

Das waren 56,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Nach zehn Jahren sinkender Zahlen erwartet Crifbürgel im Gesamtjahr 2021 in etwa eine Verdoppelung der Privatinsolvenzen in Deutschland auf bis zu 110.000 Fälle. Im vergangenen Jahr gab es demnach 56.324 private Insolvenzen in Deutschland.

Antragsteller warteten auf Bundestag

Den Anstieg zu Jahresbeginn führte Crifbürgel-Geschäftsführer Frank Schlein vor allem darauf zurück, dass viele Betroffene eine Gesetzesreform abgewartet hätten.

Verbraucher können inzwischen einfacher nach drei statt wie bisher nach sechs Jahren von ihren Restschulden befreit werden. Die Verkürzung gilt rückwirkend auch für Insolvenzverfahren, die ab dem 1. Oktober 2020 beantragt wurden. „Da diese Reform ein großer Vorteil ist, haben viele Antragssteller auf den entsprechenden Beschluss des Bundestages gewartet“, erläuterte Schlein.

Die unmittelbar von der Corona-Pandemie verursachte Welle an Privatinsolvenzen in Deutschland wird nach Einschätzung der Wirtschaftsauskunftei wohl ab dem zweiten Halbjahr 2021 einsetzen und bis in das Jahr 2022 hineinreichen.

Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie seien nicht nur für Beschäftigte im Niedriglohnbereich existenzbedrohend, sondern auch im mittleren Einkommensbereich zum Beispiel durch Kurzarbeit deutlich spürbar. Auf Dauer führe weniger Einkommen erst in die Überschuldung und dann in die Privatinsolvenz. Verbraucher haben vor allem Schulden bei Kreditinstituten, Versandhändlern, Versicherungen, Behörden, Vermietern, Energieversorgern und Telefongesellschaften.

Alle Bundesländer verzeichneten Zuwachs

Steigende Zahlen wurden bei den Privatinsolvenzen in Deutschland Crifbürgel zufolge im ersten Quartal des Jahres 2021 in allen Bundesländern festgestellt.

Den stärksten Zuwachs verzeichnete Mecklenburg-Vorpommern (plus 86,7 Prozent) gefolgt von Nordrhein-Westfalen (plus 81,1 Prozent), Hamburg (plus 77,5 Prozent) und Thüringen (plus 75,3 Prozent). Einen nur geringen Anstieg von 0,3 Prozent meldete Sachsen-Anhalt.

Im Bundesschnitt gab es den Angaben zufolge 38 Privatpleiten je 100.000 Einwohner. Angeführt wurde diese Statistik von Bremen mit 76 Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohnern, gefolgt von Hamburg mit 57 Fällen.

Über dem Schnitt rangierten auch Niedersachsen (52), Schleswig-Holstein und das Saarland (je 49), Mecklenburg-Vorpommern (47) sowie Nordrhein-Westfalen (45). Am wenigsten Privatinsolvenzen je 100 000 Einwohner wurden den Angaben zufolge in Bayern (26), Hessen (29) und Thüringen (30) gemeldet.

© dpa-infocom, dpa:210601-99-814323/5

➡️ Pressemeldung Crifbürgel zur Erhebung

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