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Tankstellen-Kassierer wegen Corona-Maske erschossen

Blumen und Kerzen sind vor der Aral-Tankstelle in Idar-Oberstein aufgestellt. Foto: Birgit Reichert/dpa
Blumen und Kerzen sind vor der Aral-Tankstelle in Idar-Oberstein aufgestellt. Foto: Birgit Reichert/dpa

Der junge Kassierer an der Tankstelle hat nur seinen Job gemacht. Er wies einen Kunden auf die Maskenpflicht hin, da dieser ohne Maske Bier kaufen wollte. Das kostet ihn das Leben.

Ein 49-Jähriger soll einen Kassierer in einer Tankstelle erschossen haben, der ihn auf die Corona-Maskenpflicht aufmerksam machte.

Der Mann habe sich in Idar-Oberstein (Rheinland-Pfalz) nach einer Zurückweisung beim Bierkauf derart über die Situation geärgert, dass er zuhause einen Revolver eingesteckt habe und erneut zur Tankstelle gefahren sei, um den 20-jährigen Verkäufer zu provozieren, berichtete Oberstaatsanwalt Kai Fuhrmann aus der Einlassung des Tatverdächtigen.

Als der junge Student, der als Aushilfe an der Tankstelle jobbte, ihn bei seinem zweiten Besuch erneut auf die Maskenpflicht hinwies, habe der 49-Jährige dem Kassierer „gezielt von vorne in den Kopf“ geschossen, sagte Fuhrmann. Das Opfer sei sofort tot gewesen. Gegen den deutschen Tatverdächtigen aus dem Kreis Birkenfeld erging Haftbefehl wegen Mordes vor dem Amtsgericht Bad Kreuznach.

Unfassbares Motiv

Ein Polizist steht vor der Tankstelle, an der ein Angestellter von einem Mann erschossen worden ist. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser/dpa
Ein Polizist steht vor der Tankstelle, an der ein Angestellter von einem Mann erschossen worden ist. Foto: Christian Schulz/Foto Hosser/dpa

Der mutmaßliche Täter habe die Tat gestanden. Zum Motiv habe er angegeben, dass ihn die Situation der Corona-Pandemie stark belaste.

Er habe sich in die Ecke gedrängt gefühlt und „keinen anderen Ausweg gesehen“, als ein Zeichen zu setzen. Das Opfer schien ihm dabei „verantwortlich für die Gesamtsituation, da es die Regeln durchgesetzt habe“, sagte Fuhrmann. Der mutmaßliche Täter sagte aus, dass er die Corona-Maßnahmen ablehne.

Nach den bisherigen Ermittlungen hatte der 49-Jährige am Samstagabend den Verkaufsraum der Tankstelle ohne Maske betreten und zwei Sechserpack Bier auf den Tresen an der Kasse gestellt. Er habe die Maske vergessen, sagte er später. Der Kassierer wies den Mann auf die Maskenpflicht hin – woraufhin der Mann den Raum verließ und dabei drohend die Hand hob.

Eine gute Stunde später sei er erneut in der Tankstelle erschienen – diesmal habe er eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen, wieder ein Sechserpack Bier genommen und sei zur Kasse gegangen. „Dort setzte er die Mund-Nasen-Bedeckung ab“, sagte Fuhrmann. Der Kassierer habe den Mann erneut auf die Einhaltung der Maskenpflicht hingewiesen: Daraufhin zog der Täter die Waffe und erschoss den 20-Jährigen.

„Schreckliche Tat“

Der Tatverdächtige war am Sonntagmorgen auf dem Gelände der Polizei in Idar-Oberstein festgenommen worden.

„Wir gehen davon aus, dass er sich stellen wollte“, sagte Triers Polizeipräsident Friedel Durben. „Das ist auf jeden Fall ein besonderer Fall: Wir haben weder im Polizeipräsidium Trier noch im Land Rheinland-Pfalz eine solche Tat gehabt, die einen Zusammenhang zu Corona vermuten lässt.“

„Das ist eine ganz unfassbare, schreckliche Tat, die hier in Idar-Oberstein passiert ist“, sagte Oberbürgermeister Frank Frühauf (CDU). Das merke man auch an der großen Betroffenheit der Bürger vor Ort. Viele hätten an der Tankstelle Blumen und Kränze niedergelegt. „So eine Tat kann man mit nichts vergleichen. Es wird eine Zeit dauern, bis man das verarbeitet hat“, sagte er.

© dpa-infocom, dpa:210920-99-292639/5


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