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Fünf Sätze: Alexander Zverev bei US Open erstmals im Grand-Slam-Finale

Hat das Finale der US Open erreicht: Alexander Zverev aus Deutschland in Aktion. Foto: Seth Wenig/AP/dpa
Hat das Finale der US Open erreicht: Alexander Zverev aus Deutschland in Aktion. Foto: Seth Wenig/AP/dpa

Zum ersten Mal seit 1994 steht wieder ein deutscher Tennisspieler im Finale der US Open: Alexander Zverev erreicht das erste Grand-Slam-Endspiel seiner Karriere – und das nach einer historischen Aufholjagd.

Trotz eines 0:2-Satzrückstandes im Halbfinale der US Open hat Tennisprofi Alexander Zverev das Finale des Turniers in New York und somit zum ersten Mal in seiner Karriere das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers erreicht. Der 23 Jahre alte Hamburger gewann ein packendes und anfangs bizarres Fünf-Satz-Match gegen Pablo Carreño Busta aus Spanien in 3:22 Stunden 3:6, 2:6, 6:3, 6:4, 6:3.

Im Finale am Sonntag (22.00 Uhr MESZ/Eurosport) trifft der Weltranglisten-Siebte in einer Neuauflage des diesjährigen Australian-Open-Halbfinals auf seinen guten Kumpel Dominic Thiem. Der 27 Jahre alte Österreicher entschied sein Halbfinale gegen den Russen Daniil Medwedew mit 6:2, 7:6 (9:7), 7:6 (7:5) für sich. In Melbourne hatte er zu Beginn des Jahres erstmals ein Grand-Slam-Halbfinale erreicht, vor der monatelangen Unterbrechung der Tour wegen der Coronavirus-Pandemie aber gegen Thiem verloren.

Wenige Stunden zuvor hatte sich die deutsche Fed-Cup-Spielerin Laura Siegemund den Titel im Doppel gesichert. Die 32-Jährige aus Metzingen setzte sich mit ihrer russischen Partnerin Vera Swonarewa gegen Nicole Melichar/Xu Yifan aus den USA und China mit 6:4, 6:4 durch. Es ist der erste Titelgewinn einer Deutschen im Doppel von Flushing Meadows seit Claudia Kohde-Kilsch, die 1985 gemeinsam mit Helena Sukova aus der damaligen Tschechoslowakei den Titel holte.

Zverev gewinnt erstmals nach 0:2

Zverev drehte erstmals überhaupt einen 0:2-Satzrückstand und zog als erster deutscher Tennisspieler seit Michael Stich 1994 in Flushing Meadows in das Finale der US Open ein. Er ist der jüngste Grand-Slam-Finalist seit Novak Djokovic vor zehn Jahren bei den US Open und der erste Deutsche im Endspiel bei einem der vier wichtigsten Turniere seit Rainer Schüttler vor 17 Jahren bei den Australian Open.

„Ich konnte es nicht glauben, als ich 0:2 in Rückstand geriet, und das als Favorit. Ich wusste gar nicht, was los war, aber ich wusste, dass ich besseres Tennis spielen musste. Ich bin in meinem ersten Grand-Slam-Finale, das ist das Wichtigste“, sagte Alexander Zverev. „Ich könnte nicht glücklicher sein, aber es ist noch ein Schritt zu gehen.“

Dabei war er miserabel in die Partie gegen den Weltranglisten-27. gestartet. „Er hat die Balance nicht bei den Grundschlägen“, lautete die zwischenzeitliche Analyse des dreimaligen Wimbledonsiegers Boris Becker im TV-Sender Eurosport. Zum 1:3 nahm der Weltranglisten-27. aus Gijon im ersten Satz Zverev das Aufschlagspiel ab.

Carreño Busta überzeugt zunächst

Als nach 40 Minuten eine Rückhand des Deutschen im Netz landete, war Durchgang eins entschieden. Im zweiten Satz wurde es zunächst noch schlimmer: Gleich im ersten Spiel kassierte Alexander Zverev ein Break, das Finale bei den US Open schien in weite Ferne zu rücken.

Er kämpfte zwar, doch der frühere Top-Ten-Spieler Carreño Busta wusste auf alles die bessere Antwort und spielte grundsolide und unaufgeregt. Nach 85 Minuten lag Zverev 0:2 nach Sätzen hinten und schien schon so gut wie auf dem Weg zum Flughafen John F. Kennedy.

Auf dem Weg in sein möglicherweise ebenfalls erstes Grand-Slam-Endspiel war Carreño Busta zuvor an dem Skandal um den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic indirekt beteiligt. Im Achtelfinale hatte der Spanier dem serbischen Topspieler Probleme bereitet und ihm im ersten Satz den Aufschlag zum 6:5 abgenommen.

Djokovic schlug dann den Ball ohne zu gucken nach hinten und traf dabei eine Linienrichterin, die zu Boden ging und Probleme mit der Atmung hatte. Djokovic wurde disqualifiziert, Carreño Busta kam ins Viertelfinale, in dem er den Kanadier Denis Shapovalov besiegte.

Zverev kämpft sich zurück

Steht nach seinem Sieg zum ersten Mal in einem Grand-Slam-Finale: Alexander Zverev darf sich freuen. Foto: Frank Franklin II/AP/dpa
Steht nach seinem Sieg zum ersten Mal in einem Grand-Slam-Finale: Alexander Zverev darf sich freuen. Foto: Frank Franklin II/AP/dpa

„Als ich 3:6, 2:6 hinten lag, habe ich mir gedacht, so kann ich ein Grand-Slam-Halbfinale nicht beenden“, sagte Alexander Zverev. „Ich hatte keine Chance, ich habe schlecht gespielt.“ Nach dem verlorenen zweiten Satz verließ er den Platz – und kam regelrecht verwandelt wieder. Er wurde nun stärker, spielte präziser und leistete sich weniger Fehler.

Mit dem Satzgewinn zum 6:3 keimte wieder Hoffnung auf, zumal Carreño Busta beim Aufschlag sichtlich Probleme mit dem Rücken hatte – und keine Topgeschwindigkeiten erreichte. Alexander Zverev schien körperlich fitter, die Chancen auf den Einzug in das Finale der US Open stiegen.

Im vierten Durchgang wurde es dann kurzzeitig unschön, als Carreño Busta beim Stand von 3:5 aus seiner Sicht einen harten Ball direkt auf Zverevs Körper schlug. Der Spanier entschuldigte sich zwar sofort, doch Zverev blickte in einer Mischung aus Unverständnis und Unversöhnlichkeit über das Netz. „Na ja, es ist Teil des Spiels, aber er hatte das ganze Feld frei vor sich“, sagte Zverev später.

Mit einem Ass nutzte Alexander Zverev seinen vierten Satzball zum 2:2-Ausgleich und stellte damit eine weitere Weiche auf dem Weg in das Finale der US Open. Die Entscheidung musste der fünfte Satz bringen – und beim Stand von 2:2 Sätzen schien nicht nur der psychologische sondern auch der physische Faktor für den Deutschen zu sprechen.

Vor dem fünften Durchgang musste sich Carreño Busta am Rücken behandeln lassen und nahm eine dreiminütige medizinische Auszeit. Zverev nutzte diese Schwächephase und ging mit einem Break sofort 1:0 in Führung. Den ersten Matchball ließ Zverev wenig später noch ungenutzt, dann landete eine Rückhand des Spaniers im Netz – Alexander Zverev konnte über den Einzug in das Finale der US Open jubeln.

© dpa-infocom, dpa:200912-99-528456/6

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