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OP statt Olympia: Turn-Ass Nguyen erleidet Kreuzbandriss

Erlitt einen Kreuzbandriss: Turner Marcel Nguyen. Foto: Tom Weller/dpa
Erlitt einen Kreuzbandriss: Turner Marcel Nguyen. Foto: Tom Weller/dpa

Gesundheitliche Probleme erschweren schon länger den Weg von Turn-Star Marcel Nguyen. Für Tokio quält er sich trotzdem – bis ein Trainingsunfall Knie und Olympia-Traum zerstört.

Stuttgart (dpa) – Eigentlich ist alles Routine: Eine Bodenübung, eine Reckübung, eine Ringeübung – und dann das Malheur beim Abgang. Bei der Landung bricht Marcel Nguyen das rechte Knie weg.

Mit fatalen Folgen für den 33-Jährigen: Kreuzband gerissen, Außenband gerissen, Meniskus kaputt. Totalschaden im Knie. Auf der Trainingsmatte im Kunstturnforum in Stuttgart ist in Sekundenbruchteilen Nguyens Traum von Tokio und seinen vierten Olympischen Spielen zerstört. „Ich bin total deprimiert“, sagt der zweimalige Olympia-Zweite von 2012.

Nun also OP-Tisch statt Olympia. Der 33-Jährige soll zeitnah, wenn möglich in der kommenden Woche, operiert werden, teilte sein Manager Jens Zimmermann der Deutschen Presse-Agentur mit. Ob der dreimalige Europameister danach wieder auf die Wettkampfbühne zurückkehrt, ist ungewiss, scheint aktuell aber unwahrscheinlich.

Karriereende droht

„Wir müssen nun schauen, wie die Operation und Reha verlaufen. Es könnte aber sein, dass mit dieser weiteren schweren Verletzung, so bitter wie auch realistisch es ist, meine Karriere nun beendet ist“, sagt Nguyen.

Dabei hatte er seine ausklingende Laufbahn noch einmal mit zwei Höhepunkten bereichern wollen. Tokio und dann 2022 die EM in seiner Geburtsstadt München. Dafür hat sich der 33-Jährige gequält und geschunden und dem körperlichen Verschleiß getrotzt. „Deprimierend“ sei die Vorbereitung für ihn, sagt der Turn-Star zur Deutschen Presse-Agentur. Und ja, er habe sogar erwogen, seine Karriere vor dem Saisonhöhepunkt in Japan zu beenden. „In den letzten Wochen habe ich mehrmals daran gedacht, aufzuhören.“ Weil der Körper rebelliert. „Ich kann mich einfach nicht so vorbereiten, wie ich es will.“

Bis Donnerstag aber ist Nguyen dennoch auf Tokio fokussiert und voller Vorfreude. „Noch einmal Olympia zu erleben, wäre schon etwas Großes“, sagt der zweimalige Barren-Europameister. Bei den deutschen Meisterschaften in Dortmund (3. bis 6. Juni) und der zweiten Qualifikation am darauffolgenden Wochenende in München wollte er um sein Japan-Ticket turnen. Passé. Die European Championships 2022 in München hat er als Abschiedswettkampf geplant. „Auch dieses Ziel ist nun in weite Ferne gerückt“, gesteht er geknickt ein.

Von Verletzungen geplagt

Seit Monaten hat der Modellathlet mit den zahlreichen Tattoos Schmerzen im rechten Handgelenk. Nachdem er die WM 2019 in Stuttgart wegen einer Schulterverletzung aus- und sich stattdessen operieren ließ, habe er im Training wohl „zu früh wieder zu viel gemacht“, mutmaßt er. Überbelastung und Knochenödeme waren die Folge. Sie lassen nur eingeschränktes Training zu.

„Ich mache so wenig wie möglich und so viel wie nötig“, sagt der WM-Dritte mit der Mannschaft von 2007. Gerade mal zwei Bundesliga-Wettkämpfe hat er im vergangenen Jahr für den KTV Straubenhardt bestritten, auch die EM jüngst in Basel fand ohne ihn statt. In Dortmund und München wollte Nguyen im Mehrkampf nur an fünf von sechs Geräten starten, das Pauschenpferd auslassen. „Der körperliche Verschleiß macht sich zunehmend bemerkbar.“

Nach der Schulter also das Handgelenk. Das Wadenbein hat er sich vor gut zehn Jahren auch schon mal gebrochen. Die WM 2014 verpasste er wegen eines Kreuzbandrisses im rechten Knie – die gleiche Verletzung im gleichen Gelenk, die nun seine Olympia-Karriere beendet.

© dpa-infocom, dpa:210528-99-773520/3

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