Leichtathletik Sport

Michael Johnson zu Rassismus: Ressentiments ausmerzen

Kritisiert die Ungleichheit auch in US-Institutionen: Michael Johnson. Foto: Simon Hofmann/Getty Images for Laureus/dpa
Kritisiert die Ungleichheit auch in US-Institutionen: Michael Johnson. Foto: Simon Hofmann/Getty Images for Laureus/dpa

Leichtathletik-Legende Michael Johnson hat in der Rassismus-Debatte das ganze System in den USA infrage gestellt und kritisiert.

„Meine größte Sorge ist, dass die ganze Diskussion nun nur über persönlichen Rassismus geführt wird“, sagte Michael Johnson in einem Gespräch mit der Laureus Foundation.

Der 52 Jahre alte Amerikaner, viermaliger Olympiassieger, betonte, dass es wichtig sei, die Ressentiments kleiner Gruppen weißer Rassisten gegen schwarze Menschen auszumerzen.

Das größte Problem sei laut Michael Johnson aber, „dass es ein System gibt, das so etwas überhaupt unterstützt. Das Menschen erlaubt, so eine Einstellung zu haben und sich damit wohlzufühlen“.

Johnson, der zwischen 1990 und 1997 in 58 Rennen über 400m in Folge ungeschlagen war und als erster Mann sowohl den Weltrekord über 200m wie auch 400m hielt, kritisierte die Ungleichheit auch in Institutionen, die dazu führe, dass ein weißer Polizeibeamter glaube, er könne einen schwarzen Menschen angreifen oder sogar töten, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen. Es gehe auch darum, dass Unternehmen ihre Produkte zwar an Schwarze verkaufen würden, aber keinen dunkelhäutigen Menschen in ihren Vorständen hätten.

„Die Menschen gehen auf die Straße, weil das System in diesem Land Fairness und Gleichheit für jeden und den Amerikanischen Traum verspricht, dass jeder etwas erreichen kann. Aber in Wirklichkeit ist dieses System nicht gemacht für Gleichheit für jeden“, sagte Johnson. „Das System wurde aufgebaut von weißen Menschen für weiße Menschen in einer Zeit, in der schwarze Menschen nicht als gleich angesehen wurden, und es existiert immer noch.“

Michael Johnson, der in den 1990er Jahren über 200 und 400 Meter die Leichtathletik dominierte und viermal Weltmeister in Serie wurde, blickte in dem Zusammenhang hinsichtlich Rassismus und Benachteiligung auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles voraus: „Ich kann nur hoffen, dass sich die Dinge entweder signifikant geändert haben bis dahin oder dass wir dann immer noch darüber reden und es als Problem wahrnehmen wie jetzt.“

Zuvor hatten sich bereits andere Größen des US-Sports zu Wort gemeldet und teils ebenfalls Aktionen gestartet. Aus der NBA meldete sich auch der deutsche Star Dirk Nowitzki zu Wort und forderte: „Wir müssen jetzt etwas ändern.“ Die NFL veröffentlichte auf Druck der Spieler ein Eingeständnis und positionierte sich nun deutlich gegen Rassismus. Michael Jordan hatte eine Spende von 100 Millionen Dollar für die Arbeit gegen Rassismus angekündigt.

Michael Johnson sieht für Prominente auch eine Verpflichtung sich in dieser Sache zu äußern, wenn sie sich zur Fairness bekennen – und das nicht nur wenn sie schwarz sind. „Ich glaube, dass sie mitschuldig sind, wenn sie schweigen, denn es ist das jahrzehntelange Schweigen rund um dieses Thema, das uns an diesen Punkt gebracht hat.“ Gerade der Sport sei ein sehr mächtiges Instrument um Menschen zusammenzubringen.

„Eines der Dinge, die wir tun müssen, ist, das Gespräch zu führen. Wir müssen Menschen mit gegensätzlichen Ansichten zusammenbringen, um miteinander zu reden und die Perspektiven des anderen zu verstehen. Und der Sport wäre sicherlich ein Hilfsmittel, um dabei zu helfen. Ich denke, dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird“, so Michael Johnson auf der Laureus-Homepage.

➡️ komplettes Interview bei laureus.com [EN]

[plista widgetname=plista_widget_belowArticle]

Hinterlasse einen Kommentar