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HSV verpflichtet Tim Walter als neuen Trainer

Wird neuer HSV-Trainer: Tim Walter. Foto: Uwe Anspach/dpa
Wird neuer HSV-Trainer: Tim Walter. Foto: Uwe Anspach/dpa

Der HSV hat den nächsten Trainer. Dreimal blieb die Mission Aufstieg unerfüllt. Jetzt soll sich Tim Walter als nächster Chefcoach versuchen. Ein kleines Ziel formuliert er bereits.

Hamburg (dpa) – Vierte Zweitliga-Saison, sechster Trainer – das Tempo des Umbruchs beim Hamburger SV bleibt hoch.

Nach Daniel Thioune und Horst Hrubesch in der gerade beendeten Saison nimmt Tim Walter auf dem Stuhl des Cheftrainers Platz und soll die Rückkehr des einstigen Bundesliga-Dinos in die Eliteliga ermöglichen. Am Dienstag wurde der 45-Jährige beim hanseatischen Traditionsclub vorgestellt.

Nach drei verpassten Aufstiegen will der HSV endlich ein glückliches Händchen bei der Personalauswahl beweisen. Ein Saisonziel gibt es vorerst nicht. „Ein Ziel zu formulieren wäre der völlig falsche Ansatz“, sagt Walter. Jedoch betont er: „Platz vier ist kein Ziel.“ Eben diesen Rang hatte der HSV dreimal in Serie.

Sechster Coach seit 2018

Walter hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Der sechste Coach der Hamburger seit deren Abstieg 2018 weiß um die rüden Rochaden an der Elbe. Zuvor waren Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking, Thioune und auch der 70 Jahre alte Nachwuchschef Hrubesch am ehrgeizigen Projekt gescheitert. Mehr noch: Ein Blick auf die Liste der Fußballlehrer seit der Jahrtausendwende beeindruckt. 21 Chef- und und sieben Interimstrainer gaben sich in flotter Folge die Klinke im Volksparkstadion in die Hand.

Walter, der nach seiner letzten Trainerstation in Stuttgart anderthalb Jahre beschäftigungslos war, scheint das nicht zu schocken. Vielleicht sagte er deshalb mit Blick auf die Mannschaft und auf sich, dass „die Menschlichkeit ein wichtiger Aspekt ist“. Der einstige Amateurspieler vom ASV Durlach will seine Profis fordern und fördern, wie er betont. „Die Spieler wollen abgeholt, wollen mitgenommen werden. Dafür braucht man die Bereitschaft der Jungs.“

„Mir eilt ja ein Ruf voraus“

Der frühere Coach des VfB Stuttgart (1.07.2019 – 23.12.2019) und von Holstein Kiel (1.7.2018 – 30.6.2019) hat in der Öffentlichkeit seinen Stempel weg: der „wilde Walter“. „Mir eilt ja ein Ruf voraus“, gesteht er. Denn der 45-Jährige ist ein Freund des offensiven, attraktiven Fußballs. „Es ist richtig, dass ich gern den Ball habe. Grundvoraussetzung ist aber trotzdem die Defensive“, sagt Walter. „Da ist die Qualität der Spieler nicht entscheidend, sondern mehr die Bereitschaft.“

Für Offensive findet er in Hamburg gute Voraussetzungen. Der HSV hat mit 71 Toren die meisten in der abgelaufenen Zweitliga-Saison geschossen. Dennoch will Walter kein Hasardspiel betreiben. Der Rauswurf beim VfB Stuttgart nach halber Saison und trotz eines dritten Tabellenplatzes, punktgleich mit dem Zweiten HSV, hat ihn zum Nachdenken gebracht. Walter spricht davon, sich „weiterzuentwickeln und zu verbessern, aber sich nicht zu verbiegen“.

Homeschooling statt Hospitationen

Der HSV hat einen Trainer verpflichtet, der von sich und seiner Arbeit absolut überzeugt ist. Deshalb wurde dem gebürtigen Bruchsaler in der Vergangenheit der Hang zur Arroganz nachgesagt. Zudem lässt er sich nur ungern ins Geschäft reden. Damit wird die HSV-Führung um den ebenfalls selbstbewussten Sportvorstand Jonas Boldt leben müssen.

In den vergangenen Monaten beschränkte sich Fußball für den Trainer im Wartestand auf Fernseherlebnisse. In der Corona-Zeit seien Hospitationen nicht möglich gewesen, verrät er. Deshalb habe er sich viel um die Familie gekümmert, um das anspruchsvolle Homeschooling seiner drei Kinder. Wohl auch deshalb sieht Walter seiner Rückkehr ins Trainergeschäft mit Erleichterung entgegen und gesteht: „Es ist oft schwieriger, mit seinen eigenen Kindern umzugehen und sich zu regulieren, als die Spieler in der Kabine abzuholen.“

© dpa-infocom, dpa:210525-99-731829/4

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