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„Grenzenlose Unterstützung“ für Bo Svensson in Mainz

Bo Svensson nach der offiziellen Vorstellung als neuer Cheftrainer des FSV Mainz 05. Foto: Arne Dedert/dpa
Bo Svensson nach der offiziellen Vorstellung als neuer Cheftrainer des FSV Mainz 05. Foto: Arne Dedert/dpa

Mainz 05 geht mit seinem neuen Chefcoach Bo Svensson zur Not auch in die Zweite Liga. Der Däne soll ein Langzeitprojekt beim Abstiegskandidaten werden – wie einst Jürgen Klopp und Thomas Tuchel.

Mainz (dpa) – Mit einem Langzeitvertrag und einem enormen Vertrauensvorschuss soll Bo Svensson beim FSV Mainz 05 in die Fußstapfen von Thomas Tuchel und Jürgen Klopp treten.

Der Tabellen-17. der Fußball-Bundesliga präsentierte voller Begeisterung seinen neuen Trainer. „Grenzenlose Unterstützung – das hat bei verschiedenen Projekten geklappt, das wird auch der Ansatz bei Bo Svensson sein“, sagte Sportvorstand Christian Heidel. Der dänische Hoffnungsträger, der für die Wende im Abstiegskampf sorgen soll, schickte gleich mal einen Gruß an Tuchel.

Den heutigen Starcoach (zuletzt Paris Saint-Germain) und auch Klopp (FC Liverpool) hatte Svensson als Profi in Mainz erlebt, beide starteten vom Bruchweg aus ihre Weltkarriere. Tuchel hatte den 41-Jährigen einst auch animiert, Coach zu werden. „Thomas, wenn du das siehst, kannst du mir schon mal was schicken, das wäre nett von dir“, sagte Svensson bei der Pressekonferenz mit einem Lächeln.

Svensson, der nach eineinhalb Jahren beim österreichischen Zweitligisten FC Liefering zu den Nullfünfern zurückkehrt, sitzt am 9. Januar (15.30 Uhr/Sky) ausgerechnet beim Rhein-Main-Derby gegen Eintracht Frankfurt erstmals auf der Bank. Er erhält einen Vertrag über dreieinhalb Jahre bis Sommer 2024 und soll auch bei einem möglichen Abstieg bleiben. „Die Vertragslaufzeit ist hoch ausgefallen. Wir wollen ein neues Projekt anfangen“, sagte Heidel, der ebenso wie Ex-Trainer Martin Schmidt (neuer Sportdirektor) erst in der kurzen Weihnachtspause zu den Rheinhessen zurückgekehrt war.

Svensson ist nach Achim Beierlorzer, Jan-Moritz Lichte und Jan Siewert, der den FSV bei der 2:5-Niederlage zuvor beim FC Bayern München betreute, bereits der vierte Trainer in dieser Saison. Die Mainzer hatten 2019 für ihren damaligen Nachwuchscoach eine Ablöse von etwa 1,5 Millionen Euro von Liefering erhalten. „Im Endeffekt hat Mainz 05 einen Betrag bekommen vor 18 Monaten. Jetzt haben wir das Geld mit einem kleinen Schnapsglas drauf einfach zurückbezahlt“, erzählte Heidel.

Dass Svensson ein Mann der klaren Worte und Taten ist, hatte er bereits als Innenverteidiger in Mainz (122 Pflichtspiele von 2007 bis 2014) bewiesen. Die Mainzer „Allgemeine Zeitung“ erinnerte am Dienstag daran, dass der Däne 2013 ein Interview gab, in dem er Thomas Tuchel heftig kritisierte: Die Wortwahl des damaligen Trainers sei zu oft unangemessen, seine Ansprüche seien gemessen am Entwicklungsstand der Mannschaft viel zu hoch. Svensson stand trotz der anschließenden Aufregung zu seinen Worten.

„Ich habe von beiden viel mitgenommen“, sagte der dreifache dänische Nationalspieler nun über Tuchel und Klopp. „Mir ist inhaltlich und menschlich sehr viel geblieben. Wie man eine Mannschaft führt, die Art und Weise zu spielen – natürlich hat es auch ein Stück weit in mir diese Lust geweckt, Trainer zu werden.“

Mit nur sechs Punkten aus 14 Spielen steht sein neuer Arbeitgeber allerdings ganz schlecht da. Heidels erster Anruf aus Mallorca erreichte Svensson ausgerechnet an Heiligabend. Der Chefcoach muss sich aber nicht einmal ein neues Zuhause suchen, da Frau und Kinder in Mainz wohnen geblieben sind.

Der Club habe viele Vorzüge, wie der Däne hervorhob: „Man kriegt die Möglichkeit, seine Persönlichkeit zu entwickeln und wird nicht vom ersten Spiel brutal unter Druck gesetzt.“ Jetzt müsse er aber erstmal an vielen Schrauben drehen, um aus dem Tabellenkeller rauszukommen – „das wird knallhart und konsequent durchgezogen“.

Ein Verkauf von Top-Stürmer Jean-Philippe Mateta ist bei den Mainzern kein Thema mehr. „Er hat einen Vertrag. Es ist ein sehr wichtiger und guter Spieler. Stand heute planen wir mit diesem Spieler. Momentan gibt es keinen Anlass dafür zu sagen, dass er gehen muss“, sagte Heidel. Der 23 Jahre alte Franzose hat sieben Saisontore erzielt und damit für die Hälfte aller Bundesliga-Treffer der 05er gesorgt.

Aufgrund seines großen Potenzials wird immer wieder über einen Abgang von Mateta spekuliert, der neben großer Treffsicherheit auch schwankende Leistungen zeigt. Heidel verwies darauf, dass der neue Coach sich erst einmal ein Bild von dem Angreifer machen solle. „Stand heute wird es da keine Veränderung geben“, sagte der 57-Jährige.

© dpa-infocom, dpa:210105-99-904243/5

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