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Europa League: Aus für Bayer Leverkusen gegen Inter Mailand

Am Ende schieden die Leverkusener um Havertz verdient aus. Foto: Marius Becker/dpa
Am Ende schieden die Leverkusener um Havertz verdient aus. Foto: Marius Becker/dpa

Eine Saison der verpassten Chancen ist für Bayer Leverkusen zu Ende gegangen, nach Platz fünf in der Liga und einem verlorenen Cupfinale kommt in der Europa League im Viertelfinale das Aus. Das NRW-Finalturnier geht ohne deutsche Beteiligung weiter.

Inter Mailand hat den Traum von Bayer Leverkusen vom Finale daheim am Rhein in der Europa League beendet, das Aus für den Bundesligisten kam heute im Viertelfinale in Düsseldorf mit einem 1:2. Packend und abwechslungsreich war das Duell, doch die Italiener siegten am Ende verdient.

Bayer Leverkusen hatte gegen die wuchtigen Mailänder um den glänzend aufgelegten belgischen Top-Stürmer Romelu Lukaku vor allem zu Beginn der Partie zu wenig entgegenzusetzen. Nicolò Barella in der 15. Minute und Lukaku (21.) erzielten die Tore für Inter, das nun im Halbfinale am 17. August in Düsseldorf gegen den Sieger der Partie Schachtjor Donezk gegen FC Basel klarer Favorit ist.

Der international heftig umworbene aber heute nur phasenweise auffällige Kai Havertz traf für Bayer 04 (25.) zum zwischenzeitlichen Anschluss. Nach dem Aus von Bayer Leverkusen wird auch dieses Jahr keine deutsche Mannschaft die Europa League gewinnen.

Seit der Einführung des Wettbewerbs zur Saison 2009/10 schaffte es noch kein Bundesliga-Team ins Finale der Europa League, das diesmal auf der anderen Rheinseite in Köln ausgetragen werden wird.

Bosz: „Entwicklung gemacht“

Leverkusen-Trainer Peter Bosz trieb seine Mannschaft von der Seitenlinie an. Foto: Marius Becker/dpa
Leverkusen-Trainer Peter Bosz trieb seine Mannschaft von der Seitenlinie an. Foto: Marius Becker/dpa

Für Bayer endete eine Saison der verpassten Chancen. In der Liga wurde mit dem fünften Platz im Endklassement knapp die Champions League verfehlt und im DFB-Pokalfinale setzte es eine Niederlage gegen den FC Bayern München. In der Europa League hätte mit einem Titelgewinn auch noch das Ticket in die Champions League gelöst werden können, doch der Traum ist mit dem heutigen Aus für Bayer Leverkusen ausgeträumt.

Die Saison nur auf die verpassten Chancen reduzieren, wollte Peter Bosz nicht. „Es ist zu einfach zu sagen am Ende: Wir haben nichts gewonnen“, sagte er. „Weil ich als Trainer natürlich auch auf die Entwicklung der Mannschaft gucke und ich glaube, diese Saison haben wir eine Entwicklung gemacht. Eine Entwicklung der Einzelspieler und auch der Spielweise.“

Gleichwohl merkte man dem Niederländer den Ärger über die Niederlage gegen Inter an. „Wenn man am Ende mit leeren Händen dasteht, ist man natürlich enttäuscht“, sagte er und führte aus: „Wir haben gegen einen guten Gegner verloren. Die ersten zwanzig Minuten waren wir nicht gut. Dann sind wir besser ins Spiel gekommen, in der zweiten Halbzeit habe ich geglaubt, dass was drin ist, auch wenn wir nicht die hochkarätigen Chancen hatten.“

Anders als sein Bayer-Kollege war Mailands Trainer natürlich zufrieden. „Wenn wir in Ballbesitz waren, haben wir geschafft, das zu machen, was wir uns vorgenommen haben“, stellte er zufrieden fest, fand aber auch einen berechtigten Kritikpunkt: „Wir hätten vielleicht die ein oder andere Chance mehr nutzen können.“

Tah: „Haben alles gegeben“

Leverkusens Jonathan Tah (r) und Alexis Sanchez von Inter Mailand kämpfen um den Ball. Foto: Marius Becker/dpa
Leverkusens Jonathan Tah (r) und Alexis Sanchez von Inter Mailand kämpfen um den Ball. Foto: Marius Becker/dpa

„Wir haben alles gegeben. Die zwei Gegentore waren zu einfach. Das war schwer aufzuholen, auch wenn in der zweiten Halbzeit noch alles drin war“, sagte Bayer-Verteidiger Jonathan Tah.

Tah fügte hinzu: „Ich glaube, aus solchen Spielen nimmt man sehr viel mit, sehr viel Erfahrung, wie schon im Pokalfinale. Im nächsten Schritt sollte es soweit sein, dass wir solche Spiele auch gewinnen. Jetzt müssen wir erstmal die Köpfe freikriegen und das Ganze verdauen.“

Bayer-Keeper Lukas Hradecky sprach von einer „Monsteraufgabe“ gegen Lukaku, dieser war aber nur einer der Gründe für das Aus von Bayer Leverkusen in der Europa League. „Daraus müssen wir lernen.“

Lukaku selbst hofft jetzt auf den großen Coup: „Wir wachsen in diesem Turnier. Das Wissen, dass wir gegen einen der Mitfavoriten so viele Chancen erzielt haben, gibt uns Selbstvertrauen.“ Seine eigene Performance wollte er nach dem Spiel aber nicht hervorheben. „Ich versuche dem Team zu helfen, so gut ich kann. Für mich war der beste Spieler heute Nicolo Barella.“

Umkämpftes und intensives Duell

Inter-Profi Nicolo Barella (r) jubelt nach seinem Tor zum 1:0. Foto: Marius Becker/dpa
Inter-Profi Nicolo Barella (r) jubelt nach seinem Tor zum 1:0. Foto: Marius Becker/dpa

Von Beginn an lieferten sich beide Clubs ein umkämpftes Duell auf hohem Niveau mit vielen Torraumszenen. Den reiferen Eindruck machte aber der italienische Vizemeister, der früh attackierte und die Bayer-Defensive vor große Probleme stellte. Vor allem Starstürmer Lukaku war kaum in den Griff zu bekommen.

Entsprechend lag der dreimalige UEFA-Cup-Sieger aus Italien dank Lukaku schnell mit 2:0 in Führung: Zunächst überwand Nicolo Barella per Außenrist den Leverkusener Schlussmann Hradecky, nachdem ein Schuss von Lukaku noch abgeblockt worden war (15.).

Kurz darauf war es der robuste Stoßstürmer selbst, der das 2:0 aus kurzer Entfernung im Fallen erzielte (21.). Der Belgier zeigte dabei seine ganze Cleverness im Duell mit dem jungen Bayer-Verteidiger Edmond Tapsoba.

Das Konzept von Bayer war damit dahin. Vielleicht lag es am Fehlen des gelbgesperrten Charles Aránguiz, womöglich aber auch an der kurzfristigen Umstellung. Innenverteidiger Sven Bender musste das Aufwärmprogramm wegen muskulärer Probleme abbrechen und wurde durch Jonathan Tah ersetzt.

Dieser konnte mit seinen Abwehrkollegen auch nicht verhindern, dass Lukaku nur unmittelbar nach seinem Tor zu einer weiteren Großchance kam. Der starke Leverkusener Schlussmann Lukas Hradecky verhinderte die mögliche Vorentscheidung (23.).

Havertz mit Anschlusstreffer

Für Leverkusen erzielte Kai Havertz (l) den Anschlusstreffer. Foto: Marius Becker/dpa
Für Leverkusen erzielte Kai Havertz (l) den Anschlusstreffer. Foto: Marius Becker/dpa

Doch Bayer hatte ja noch Jungstar Havertz: Der Nationalspieler, der in der Sommerpause für eine hohe Millionensumme zum FC Chelsea wechseln könnte, traf fast im Gegenzug mit einem wuchtigen Schuss zum Anschlusstor (25.) und hielt sein Team damit im Kampf gegen das Aus in der Europa League im Spiel.

Das wichtige Lebenszeichen der Rheinländer wäre zwei Minuten später aber fast schon wieder erloschen: Denn der spanische Schiedsrichter Carlos del Cerro Grande zeigte nach einem vermeintlichen Handspiel von Daley Sinkgraven auf den Elfmeterpunkt. Nach Ansicht der Videobilder nahm er den Strafstoß aber richtigerweise wieder zurück.

In der Folgezeit kamen die Leverkusener besser ins Spiel, konnten auch offensiv mal durch Moussa Diaby Akzente setzen. Doch Inters Offensive blieb brandgefährlich. Mal war es Lautaro Martinez, der gefährlich über rechts durchbrach (52.), dann wurde Roberto Gagliardini (54.) im letzten Moment noch gestoppt. Auch der eingewechselte chilenische Superstar Alexis Sanchez kam gleich zu einer Doppelchance (66.).

Danach war es Victor Moses der Hradecky zur nächsten Parade zwang (76.). Es blieb weiter spannend, auch weil der Referee einen weiteren Inter-Elfmeter per Video-Entscheid wieder zurücknahm (90.). Leverkusen versuchte es am Ende noch mit der Brechstange, insgesamt aber fehlten die Abschlüsse gegen die konzentriert und mit viel Aufwand verteidigenden Mailänder um das Aus in der Europa League abzuwenden.

„Wir haben eine gute Entwicklung gemacht dieses Jahr, haben guten Fußball gespielt, aber es verpasst, uns zu belohnen“, brachte es Kapitän Lars Bender auf den Punkt. Die Qualifikation für die Europa League im kommenden Jahr ist für den Defensivmann nur ein „schwacher Trost“. Bender blickte aber auch schon nach vorne: „Das sollte das Ziel sein für den ganzen Verein im nächsten Jahr: Wieder so weit zu kommen und dann noch einen Schritt weiter zu machen.“

© dpa-infocom, dpa:200810-99-118474/4
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Bayer 04 Leverkusen – Inter Mailand 1:2 (1:2)

Inter-Starstürmer Romelu Lukaku (M.) erzielte das 2:0 im Liegen. Foto: Marius Becker/dpa
Inter-Starstürmer Romelu Lukaku (M.) erzielte das 2:0 im Liegen. Foto: Marius Becker/dpa

Bayer 04 Leverkusen:
Hradecky, L. Bender (85. Bellarabi), Tah, Tapsoba, Sinkgraven (68. Wendell), Palacios (59. Bailey), Baumgartlinger (68. Amiri), Demirbay, Havertz, Volland (85. Alario), Diaby

Inter Mailand:
Handanovic, Godin, de Vrij, Bastoni (84. Skriniar), Brozovic, d’Ambrosio (59. Moses), Barella, Gagliardini (59. Eriksen), Young, Lukaku, Martinez (64. Sánchez)

Tore: 1:0 Barella (15.), 2:0 Lukaku (21.), 2:1 Havertz (24.)

Schiedsrichter: Carlos del Cerro Grande (Spanien)
Assistent: Juan Carlos Yuste Jimenez (Spanien)
Assistent: Roberto Alonso Fernandez (Spanien)
Vierter Offizieller: Jesus Gil Manzano (Spanien)
Video-Assistent: Alejandro J. Hernandez Hernandez (Spanien)

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