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Dou13le-Jubel und Triple-Lust: FC Bayern München sieht „kein Limit“

Am Sonntagnachmittag lachten die Dauergewinner des FC Bayern nach einer kurzen Nacht im Münchner Rathaus. Foto: Michael V. Nagy/Presseamt München/dpa
Am Sonntagnachmittag lachten die Dauergewinner des FC Bayern nach einer kurzen Nacht im Münchner Rathaus. Foto: Michael V. Nagy/Presseamt München/dpa

Mit dem nächsten Triumph machten die „Dou13le“-Sieger des FC Bayern München an nationalen Titeln die 50 voll. Der nächste internationale soll in wenigen Wochen in der Champions League folgen. Die unbesiegbaren Geister-Champions sehen jedenfalls „aktuell kein Limit“. Nach einem Kurzurlaub geht die Triplejagd der Flick-Bayern weiter. In den Pokaljubel mischen sich „schmerzhafte“ und „traurige“ Momente.

„Dou13le“ stand auf Shirts und Caps der Spieler des FC Bayern München, als Symbol für das dreizehnte Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal – den sich das Team am Vortag gegen Bayer Leverkusen sicherte. Die Bayern posierten bei der denkwürdigen Pokal-Party liebend gerne für Erinnerungsfotos mit Meisterschale und Pott, doch sie haben weiterhin eine dritte Trophäe im Visier.

Vereinspatron Uli Hoeneß präsentierte sich blendender Laune, Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gab den in der Geister-Saison unbesiegbaren Champions des FC Bayern neben Dankesworten einen sehnlichen Wunsch mit auf den Weg. „Das Schöne ist: Wir haben das Double und sind noch im dritten Wettbewerb“, sagte Rummenigge. Grölend und tanzend feierten die Cup-Helden in weißen Dou13le-T-Shirts im Herzen von Berlin, am Sonntagnachmittag lachten die Dauergewinner nach einer kurzen Nacht im Münchner Rathaus.

Meister, Pokalsieger – und jetzt die Champions League? Der von einer Champagner-Dusche durchnässte Erfolgscoach Hansi Flick, den seine Spieler wie 2013 den damaligen Triple-Trainer Jupp Heynckes hoch in die Luft warfen, mochte mitten im Double-Jubel nicht schon über die im August wiederbeginnende Königsklasse sinnieren. „Jetzt gibt es einfach nur Freude, dass wir das Double gewonnen haben“, sagte der 55-Jährige nach dem 4:2 gegen Bayer Leverkusen.

Gesetzte Feier

„Stolz“ und „absolut happy“ schenkte Flick seinen geschlauchten Trophäenjägern um die Wechselkandidaten David Alaba und Thiago einen Extra-Tag Urlaub. Nach Niko Kovac ist Flick erst der zweite, der als Spieler und Trainer das Double gewann. „Die Mannschaft braucht es, mal abzuschalten, sich mental zu resetten und kann dann neue Energie bereitstellen“, sagte Flick.

So rauschend wie in früheren Pokal-Nächten der Münchner in der Hauptstadtrepräsentanz des Trikotsponsors ging es in Corona-Zeiten im festlich dekorierten Bankettsaal des Nobelhotels am Potsdamer Platz nicht zur Sache. Gebührend gefeiert wurde das 13. Double – oder Dou13le – des FC Bayern München von Thomas Müller in Boxerhose und seinen Kollegen aber allemal. Auch wenn sie in diesem Jahr auf die traditionelle rot-weiße Party am Marienplatz verzichten mussten.

Statt sich vor tausenden jubelnden Fans in Tracht auf dem Balkon zu präsentieren, kamen Müller & Co. bester Laune im Sportdress und mit den Trophäen zur Würdigung der Stadt im Innenhof des Münchener Rathauses, eine der drei Städte mit mehr als einem Verein als Sieger des DFB-Pokals. „Ich hoffe sehr, dass wir schon 2021 wieder eine Meisterfeier erleben, wie wir sie kennen. Eine mit den Fans“, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter.

Die 50 ist voll

30 Mal Meister, nun 20 Mal Pokalsieger – Rummenigge stieß gerne mit „einem guten Glas“ auf den 50. nationalen Titel dieser Art an. „Ihr habt eine unglaubliche Saison gespielt“, schwärmte der Vorstandschef und erinnerte an das historische Triple. „Macht es unaufgeregt. Alle, die 2013 schon dabei waren, wissen, dass es ein langer und schwieriger Weg ist. Aber wenn ich euch in den letzten Wochen und Monaten so beobachtet habe, ist es ein Weg, der möglich ist.“

Zweimal Robert Lewandowski, der seine Rekordzahl in Pokalendspielen auf acht und die Pflichtspieltreffer in dieser Saison auf 51 hochschraubte, ein Traum-Freistoß von Alaba und ein Tor von Serge Gnabry sorgten im leeren Olympiastadion dafür, dass die Wehmut über fehlende Fans zumindest kurzzeitig in den Hintergrund rückte. „Es ist echt ein bisschen ein trauriger Moment“, sagte Müller. „Ich hatte eine nachdenkliche Minute bei der Siegerehrung.“ DFB-Präsident Fritz Keller vermisste die stimmungsvolle Kulisse im 77. Cup-Endspiel „schmerzhaft“.

Mit den Schwierigkeiten der Corona-Krise kamen die Bayern am besten zurecht. Elf Siege in elf Spielen lautet die perfekte Bilanz, die im August mit der Königsklasse und dem Finalziel am 23. August in Lissabon ihre Fortsetzung finden soll. „Wir werden uns auf jeden Fall top vorbereiten und geben unser Bestes, das Triple zu holen“, versprach Kapitän Manuel Neuer.

Zukunftsplanungen laufen

Abseits der sportlichen Großtaten planen die Bayern trotz aller Herausforderungen dank immer noch imposanter Finanzkraft für die Zukunft. Nach den Vertragsverlängerungen von Manuel Neuer, Müller und Alphonso Davies fehlen aber die Unterschriften von Alaba und Thiago, deren Arbeitspapiere bis 2021 datiert sind. „Ich werde mich auf jeden Fall mit allem, was ich habe, einsetzen, dass wir zwei solche Qualitätsspieler halten können“, sagte Flick. Bei Alaba scheint es offen, bei Thiago sieht es wohl nach Wechsel aus. Liverpool lockt.

Die Neuzugänge von Torhüter Alexander Nübel, Abwehrtalent Tanguy Nianzou Kouassi und als Königstransfer Leroy Sané stehen fest. Der von mehreren europäischen Topclubs heiß begehrte Havertz wird in diesem Sommer nicht in München erwartet. Erstmal will sich der 21-Jährige ohnehin mit Bayer auf die Europa League im heimischen Nordrhein-Westfalen einstimmen. „Wir müssen eine Riesenenttäuschung verkraften“, stöhnte Trainer Peter Bosz.

Flick klang nicht so, als ob er mit einem Havertz-Coup rechnet. „Die Corona-Zeit hat vieles verändert. Viele Vereine, auch der FC Bayern, können nicht mehr so leicht Geld ausgeben“, wies Flick auf die schwierigen Umstände hin. Der Zugang von Sané, der mit Gnabry und Kingsley Coman eine Flügel-Ära à la Ribéry und Robben mitgestalten soll, sei für die Mannschaft „der nächste Schritt“, sagte Flick.

Goretzka: „Aktuell sehe ich kein Limit“

Über die Konzentrationsfehler nach der Pause mochte Flick an diesem Abend hinwegsehen. Für Erfolge in der Königsklasse, in der für die Münchner nach einem 3:0 noch das Achtelfinal-Rückspiel gegen den FC Chelsea aussteht, müssen solche Phasen aber abgestellt werden. „Aktuell sehe ich kein Limit“, sagte der zum Leader gewachsene Leon Goretzka euphorisch nach dem Dou13le.

Die Dou13le-Sieger des FC Bayern München erinnern ein Stück an die Triplesieger von vor sieben Jahren. Seit seinem Aufstieg vom Assistenten zum Trainer-Star wurden bei Menschenfänger Flick wiederholt Parallelen zu Heynckes gezogen. Seine Luxus-Auswahl präsentiert sich ähnlich geschlossen und in bester Balance, die Doppelsechs Joshua Kimmich und Leon Goretzka stabilisiert wie damals Bastian Schweinsteiger und Javi Martínez.

Bundestrainer Joachim Löw sieht Kimmich „auf jeden Fall“ prädestiniert als Nachfolger von WM-Finalheld Schweinsteiger, der beim Pokal einen gut gelaunten Auftritt als ARD-Experte gab. „Joshua Kimmich hat schon einige Titel gewonnen und hat diese Siegermentalität“, schwärmte Löw. Und die Siegermentalität der Mannschaft soll die Münchner nach eigenem Wunsch wieder zu den „Super-Bayern“ von 2013 werden lassen.

© dpa-infocom, dpa:200705-99-676485/6

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DPA-Bilder:

(1) Münchens Torhüter Manuel Neuer hält die Trophäe jubelt mit dem DFB-Pokal. Foto: Annegret Hilse/Reuters/POOL/dpa
(2) Münchens Thomas Müller hält die Trophäe nach dem Spiel hoch. Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images Europe/Pool/dpa
(3) Belohnte seine Spieler mit einem Tag mehr Urlaub: Bayern-Coach Hansi Flick. Foto: Annegret Hilse/Reuters/POOL/dpa
(4) Münchens Trainer Hansi Flick wird von seinen Spielern in die Luft geworfen. Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images Europe/Pool/dpa

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