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Freiburg-Coach Streich empfiehlt sich

Freude über den Sieg: Freiburg-Coach Christian Streich (l) und Guus Til. Foto: Tom Weller/dpa
Freude über den Sieg: Freiburg-Coach Christian Streich (l) und Guus Til. Foto: Tom Weller/dpa

Christian Streich und der SC Freiburg – das passt einfach. Der Trainer ist das Aushängeschild der Badener, die das Südwest-Duell mit dem VfB Stuttgart mit 2:1 für sich entscheiden. Der Trainer empfiehlt sich mit seiner Arbeit. Ist er bereit für höhere Aufgaben?

Freiburg (dpa) – Christian Streich kann ausflippen. Er kann schon mal toben, wenn er sich falsch behandelt fühlt.

Und er greift ein, wenn ihm etwas nicht passt. Aber diesem Fußball-Experten böse sein, weil er ihn, Streich, reif für höhere Aufgaben hält? Nein, das wollte der Trainer des SC Freiburg nicht. Im Gegenteil. „Ich bin ja ein eitler Mensch, dann ist man ja auch geschmeichelt, wenn man ehrlich ist“, sagte der 55-Jährige schmunzelnd, als er in einem launigen Dialog mit Dietmar Hamann über dessen Gedankenspiele zu seiner Zukunft flachste.

Dass er mit dem Ex-Nationalspieler und Sky-Fachmann darüber sprechen wolle, wie er auf die Idee seines nahenden Abschieds vom SC komme, hatte Streich angekündigt. Und nun fand die Unterhaltung tatsächlich statt – kurz bevor sich der Coach mit dem allerdings glücklichen 2:1 seiner Elf im Südwest-Duell mit dem VfB Stuttgart erneut empfahl.

Hamann hatte ihn zuvor für die größeren Clubs Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach ins Spiel gebracht. Aber nein, stellte Streich erneut klar, einen Job-Wechsel habe er nicht im Kopf. „Ich fühle mich wahnsinnig wohl hier, wir haben eine tolle Mannschaft.“

Und mit dieser Mannschaft macht sich Streich interessant. Denn mit einer Außenseiter-Truppe ist der ehemalige A-Jugend-Trainer, seit Ende 2011 Cheftrainer der SC-Profis, auf bestem Wege, wieder einmal eine imponierende Saison abzuliefern. Nur eins der vergangenen zehn Spiele der Fußball-Bundesliga haben die Südbadener nun verloren, nur dem FC Bayern unterlagen sie in München knapp mit 1:2. 21 Punkte holten sie seit Ende November und sind damit ein Liga-Topteam.

Die Tore von Ermedin Demirovic (14. Minute) und Woo-yeong Jeong (37.) sorgten dafür, dass Freiburg in acht der vergangenen neun Partien mindestens doppelt traf. Wenn ihm eine solche Quote gelingt, was könnte Streich mit Spielern wie BVB-Star Erling Haaland erreichen? Oder funktioniert er nur im Breisgau? Kann der dienstälteste Bundesliga-Trainer nur in der Heimat erfolgreich sein, bei dem Club, der wie eine „Familie“ für ihn ist? In dem Umfeld, das ihn nicht infrage stellt, auch bei neun sieglosen Spielen nicht wie zu Saisonbeginn?

Mit 27 Zählern dürfte Streich jetzt sogar in Richtung der Europa-League-Plätze schielen. Streich, der stets den Klassenverbleib als Ziel ausruft, wehrt das aber wie gewohnt ab. „Das können Sie gerne machen. Der Blick ist frei, nicht nur Gedanken“, antwortete er.

Für viele ist es unvorstellbar, dass der Coach den Club verlassen könnte. Der Name ist mit dem SC verbunden, er ist das Aushängeschild. Streich gibt auch keinen Anlass, einen Weggang zu erwarten. Er fühlt sich privilegiert, einen solchen Job in der Heimat zu haben. Dass seine Verträge stets um ein Jahr verlängert werden, bietet aber Raum für Spekulationen, wann Zeit für die nächste Unterschrift ist.

Und für Hamann wäre eben der Sommer ideal für einen Abschied, der SC lande mindestens im Mittelfeld. „Was soll dann noch groß kommen?“, fragte er: „Mein Gefühl sagt mir, dass er etwas Neues macht.“

Streich redet stattdessen lieber über die Entwicklung von Stürmer Demirovic oder von Torhüter Florian Müller, der gegen den VfB nur den Rückstand durch Silas Wamangituka zuließ (7.). Der den leichtfertig verschossenen Elfmeter von VfB-Stürmer Nicolas Gonzalez (45.+1) und im Dauerdruck des VfB auch mithilfe des Glücks bei zwei Pfostenschüssen den Sieg festhielt. Die Serie der vergangenen Wochen sei „der Hammer“, sagte Streich. Er ist dafür mitverantwortlich.

© dpa-infocom, dpa:210124-99-147894/2

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