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Bayer trennt sich von Bosz – Wolf und Hermann übernehmen

Muss gehen als Leverkusen-Trainer: Peter Bosz. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/Pool/dpa
Muss gehen als Leverkusen-Trainer: Peter Bosz. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/Pool/dpa

Diese Trennung haben sie bei Bayer Leverkusen unbedingt verhindern wollen. Doch nach dem leichtfertigen Aus in beiden Pokal-Wettbewerben und dem Absturz in der Liga war Peter Bosz nicht mehr zu halten. Nachfolger Hannes Wolf hat zunächst eine Acht-Spiele-Mission.

Leverkusen (dpa) – So schwer ist Rudi Völler in fast 43 Jahren im Profi-Fußball selten eine Trennung gefallen. In die Freude bei der Vorstellung von DFB-Leihgabe Hannes Wolf mischte sich beim Sportchef von Bayer Leverkusen deshalb auch Schwermut.

„Vor zweieinhalb Monaten war das noch unvorstellbar“, sagte Völler über die Beurlaubung von Trainer Peter Bosz, vor rund zwei Wochen noch Völlers „A-, B- und C-Lösung“.

Diese Aussage dürfe man „nicht auf die Goldwaage legen“, sagte der Weltmeister von 1990 nun, das sei „mehr eine Redewendung gewesen“. Dennoch sei die Beurlaubung des beliebten Bosz „eine Niederlage für uns alle. Es ist schade, und es tut auch ein bisschen weh, aber das ist Profi-Fußball.“ Bosz sei „für lange Zeit eine Top-Lösung“ für Bayer gewesen. Er sei „ein Top-Trainer und ein toller Mensch“.

Weil sie aber zur Erkenntnis kamen, „dass es in dieser Form nicht mehr weitergeht“, suchten und fanden die Leverkusener eine kreative Lösung. Hannes Wolf (39), einst hoch geschätzter Talente-Schleifer in Dortmund, später Aufstiegs-Coach in Stuttgart und aktuell eigentlich U18-Nationaltrainer, kommt zunächst bis Sommer.

Praktisch war dabei, dass Bayer-Urgestein Peter Hermann, langjähriger Assistent von Jupp Heynckes, Wolfs Co-Trainer beim DFB war. Hermann, einst 29 Jahre in verschiedenen Funktionen in Leverkusen tätig, kehrt nun zur Unterstützung seines 30 Jahre jüngeren Chefs zurück.

Offen ist aber, wie lange die beiden bleiben. Der DFB twitterte, dass Wolf und Hermann am Saisonende „zum DFB zurückkehren“. Völler habe ihn angerufen, „und natürlich kommt der DFB hier Bayer in dieser für sie nicht einfachen Situation unkompliziert und gerne entgegen“, sagte DFB-Direktor Bierhoff. Völler, als DFB-Teamchef 2002 mit dem Stürmer Bierhoff Vize-Weltmeister, bestätigte die grundsätzliche Vereinbarung auf Zeit. Er dankte dem DFB und Bierhoff, „der die Idee gut fand, dass sie uns Hannes für eine Weile ausgeliehen haben“.

Gleichzeitig erachtet er ein langfristiges Engagement des Duos aber zumindest für möglich. „Zunächst ist es nur für die acht Spiele. Aber ausgeschlossen ist natürlich nichts“, sagte Völler. Sportdirektor Simon Rolfes ergänzte: „Wir waren erst einmal fokussiert, die beste Konstellation für diese acht Wochen zu finden. Was Richtung Sommer passiert, werden wir uns in Ruhe überlegen und im nächsten Schritt anschauen.“

Wolf stellte klar, „dass ich den Job beim DFB für diesen kurzen Zeitraum nicht aufgegeben hätte. Das wäre fahrlässig gewesen. Das Konstrukt der Ausleihe ist für mich ein sehr gutes, weil ich mit allem, was ich habe, reingehen kann. Ohne den ganz großen Druck, was ich mache, wenn es nicht weitergeht.“ Wichtig sei ihm auch gewesen, „dass ich keinen im Stich lasse.“

Die U18 absolviert coronabedingt momentan keine Spiele. In jedem Fall richte er sich aber nur auf acht Spiele in Leverkusen ein, sagte Wolf: „Normal ist eine Saison ein Marathon. Das ist ein 800-Meter-Lauf.“

Dass dieser noch auf Platz vier und so mit der Qualifikation für die Champions League endet, damit rechnet in Leverkusen angesichts von sieben Punkten Rückstand niemand mehr ernsthaft. Und deshalb ist diese eigentlich klare Vorgabe auch keine mehr an Wolf. „Man soll niemals nie sagen. Aber wir sind realistisch“ betonte Völler und erklärte: „Es ist ja fast unglaublich, dass wir nach so vielen Niederlagen immer noch auf einem Europa-League-Platz stehen.“ Den zu halten, sei angesichts des Abwärtstrends mit vier Siegen aus den jüngsten 17 Pflichtspielen „das Mindestziel“ und damit Wolfs Mission.

Dieser erklärte, es mache „keinen Sinn, zu viel über das zu denken, was nach diesen acht Spielen kommt“. Schließlich habe er wieder einmal gesehen, wie schnell es im Fußball gehen kann. „Wenn mich jemand vor drei Tagen gefragt hätte, was ich heute mache, hätte ich wohl gesagt: Ich arbeite strukturell oder habe vielleicht ein Trainermeeting beim DFB.“

© dpa-infocom, dpa:210323-99-934071/4

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