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Russland: Lawrow warnt vor Waffenlieferungen

Russlands Außenminister Sergej Lawrow und UN-Generalsekretär António Guterres treffen sich in Moskau. Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa
Russlands Außenminister Sergej Lawrow und UN-Generalsekretär António Guterres treffen sich in Moskau. Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa

UN-Generalsekretär Guterres ist zu Gast in Moskau. Bei einem Treffen mit Russlands Außenminister Sergej Lawrow hagelt es vor allem Vorwürfe. Anschließend empfängt Kremlchef Putin den UN-Chef.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat bei einem Treffen mit UN-Generalsekretär António Guterres mit Nachdruck vor Waffenlieferungen an die Ukraine gewarnt.

„Wenn das so weitergeht, werden die Verhandlungen wohl kaum ein Ergebnis bringen“, sagte Lawrow am Dienstag nach den Gesprächen mit dem UN-Chef in Moskau.

Die Gespräche zwischen Kiew und Moskau für eine Beendigung des Krieges haben bisher keine greifbaren Erfolge gebracht. Russland habe Truppen in der Ukraine und werde die vom Westen gelieferten Waffen dort weiter als Ziel ansehen, sagte Lawrow.

Zwar betonte Lawrow, dass Russland weiter bereit zu Verhandlungen für ein Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine sei. Aber er sehe kein echtes Interesse in Kiew.

Guterres schlug die Bildung einer Kontaktgruppe von UNO, Kiew und Moskau zur Lösung humanitärer Probleme in der Ukraine vor. Eine solche Gruppe könne die Sicherheit von Fluchtkorridoren gewährleisten, sagte Guterres bei einer Pressekonferenz mit Lawrow.

Zur Frage eines möglichen Einsatzes von Vermittlern in dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland sagte Lawrow: „Dafür ist es zu früh.“ Er kritisierte mit Blick auf die USA, dass es im Westen nun nur darum gehe, Russland zu besiegen.

Kremlchef Putin empfängt Guterres

Guterres hat mit Präsident Wladimir Putin über den Krieg in der Ukraine gesprochen. Foto: Vladimir Astapkovich/TASS-POOL/dpa
Guterres hat mit Präsident Wladimir Putin über den Krieg in der Ukraine gesprochen. Foto: Vladimir Astapkovich/TASS-POOL/dpa

Guterres hat nach seinem Treffen mit Lawrow auch mit Präsident Wladimir Putin über den Krieg in der Ukraine gesprochen. Nach Darstellung der Vereinten Nationen hält Russland eine Rolle der UN bei der Evakuierung von Zivilisten in der Ostukraine für möglich.

Nach dem Treffen teilten die UN mit: „Der Präsident stimmte grundsätzlich der Beteiligung der Vereinten Nationen und des Internationalen Komitees für das Rote Kreuz an der Evakuierung von Zivilpersonen aus dem Azovstal-Werk in Mariupol zu.“

Dazu sollten die UN mit dem russischen Verteidigungsministerium in Kontakt bleiben. Bei dem Gespräch mit Putin sei es auch um die Verbesserung der humanitären Hilfe für die Ukraine gegangen.

Guterres hatte zuvor bei einem mehrstündigen Gespräch mit Lawrow eine Waffenruhe für die Ukraine gefordert. Er verlangte auch die Einrichtung humanitärer Korridore, damit sich Menschen aus den umkämpfen Gebieten in Sicherheit bringen können.

Über Inhalte des Treffens wurde zunächst nichts bekannt. Der UN-Generalsekretär will nun über Polen in die Ukraine weiterreisen, wo er am Donnerstag den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj trifft.

Vorwürfe an USA und Großbritannien

Lawrow und Guterres sprechen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach ihrem Treffen. Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa
Lawrow und Guterres sprechen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz nach ihrem Treffen. Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa

Lawrow warf den USA und Großbritannien vor, die Verhandlungen mit der Ukraine zu bremsen. Man wisse mit Sicherheit, dass „weder London noch Washington“ dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj raten würde, die Verhandlungen zu beschleunigen, sagte der russische Außenminister. „Sie raten Selenskyj jedes Mal, seine Position zu verschärfen.“

Er behauptete, Kiew zögere die Verhandlungen hinaus. Zuletzt etwa habe die ukrainische Seite angegeben, man habe noch keine Zeit gehabt, sich mit dem neuesten russischen Vorschlag auseinanderzusetzen. Aus Kiew gab es dazu keine Angaben.

Lawrow erklärte zudem, die Positionen der Ukraine seien vom Ausland vorgegeben. „Viele von uns sind überzeugt, dass die wirkliche Position der Ukraine in Washington, London und in anderen westlichen Hauptstädten bestimmt wird“.

Deshalb „sagen unsere politischen Analysten, warum mit dem Team von Selenskyj sprechen, man muss mit den Amerikanern reden, mit ihnen verhandeln, eine Art Vereinbarung erzielen“, so Lawrow. Von russischer Seite ist zuletzt immer wieder die Eigenständigkeit und das Existenzrecht der Ukraine infrage gestellt worden.

Die Verhinderung eines Nato-Beitritts und ein neutraler Status der Ukraine ist eines der Hauptziele des russischen Angriffskriegs gegen den Nachbarstaat. Selenskyj hatte sich bereit gezeigt, über einen neutralen Status des Landes und Sicherheitsgarantien von Drittstaaten zu reden. Greifbare Ergebnisse bei den Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland gibt es aber bisher nicht.

Lawrow warnt vor einem Dritten Weltkrieg

Guterres hat sich bei seinem Treffen mit dem russischen Außenminister Lawrow für eine rasche Waffenruhe und ein Ende des Krieges in der Ukraine ausgesprochen. Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa
Guterres hat sich bei seinem Treffen mit dem russischen Außenminister Lawrow für eine rasche Waffenruhe und ein Ende des Krieges in der Ukraine ausgesprochen. Foto: Maxim Shipenkov/Pool EPA/AP/dpa

Lawrow warf der Ukraine und dem Westen vor, bereits in den vergangenen acht Jahren kein Interesse an der Lösung des Konflikts gezeigt zu haben.

Dazu habe Selenskyj die Vereinbarungen des Minsker Friedensplans aufgekündigt. Zu dem Friedensplan von Minsk habe es auch eine UN-Resolution gegeben, an die sich keiner gebunden gefühlt habe, meinte der russische Chefdiplomat.

Dazu sagte UN-Chef Guterres, dass die Resolutionen bindend seien. Er machte aber deutlich, dass es andere Methoden als Krieg gebe, die Ziele durchzusetzen. Guterres betonte, er bedauere, dass die Vereinten Nationen nicht beteiligt gewesen sind an der Umsetzung – im so bezeichneten „Normandie-Format“, in dem Frankreich und Deutschland in dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland vermittelten. Guterres sollte am Dienstag auch Kremlchef Wladimir Putin treffen.

Während die Ukraine nach neuen russischen Angriffen weitere Tote und Verletzte beklagt, warnte Russlands Außenminister Sergej Lawrow vor einem Dritten Weltkrieg. Diese Gefahr sei „ernst, sie ist real, sie darf nicht unterschätzt werden“.

© dpa-infocom, dpa:220426-99-50866/11


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