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Corona-Quarantäne in Göttingen: Bewohner verletzen Polizisten

Polizisten vor einem unter Quarantäne gestellten Wohngebäude in der Göttinger Innenstadt. Foto: Swen Pförtner/dpa
Polizisten vor einem unter Quarantäne gestellten Wohngebäude in der Göttinger Innenstadt. Foto: Swen Pförtner/dpa

700 Bewohner dürfen einen riesigen Wohnkomplex in Göttingen seit Tagen nicht verlassen – das ganze Gebäude steht unter Quarantäne. Für einige scheint das zu viel zu werden.

Bewohner des in Göttingen unter Corona-Quarantäne stehenden Gebäudekomplexes haben Polizisten mit Gegenständen beworfen und mehrere von ihnen verletzt. Nach ersten Erkenntnissen war der Missmut bei den Bewohnern über die Quarantänemaßnahmen am Samstagnachmittag angestiegen, wie eine Polizeisprecherin sagte.

Der Gebäudekomplex mit seinen knapp 700 Bewohnern steht seit Donnerstag vollständig unter Quarantäne. Das heißt, dass seitdem kein Bewohner das Gebäude verlassen durfte, wie ein Stadtsprecher der dpa bestätigte. Seit Donnerstag waren bei knapp 120 Menschen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus festgestellt worden.

Am Samstagnachmittag hatten schließlich mehrere Bewohner versucht, von dem Gelände zu kommen. Polizeiangaben zufolge wollten manche von ihnen Zäune überwinden, die stellenweise aufgestellt worden waren.

Zudem seien die zur Amtshilfe eingesetzten Polizisten aus dem Gebäude heraus mit Gegenständen beworfen worden. Um welche Gegenstände es sich handelte, blieb zunächst unklar. Mehrere Beamte wurden dabei verletzt, eine genaue Anzahl nannte die Behörde nicht.

Nahezu direkt vor der Wohnanlage fand am Samstagnachmittag zudem eine Demonstration gegen zu hohe Mieten statt. Diese hätte eigentlich an einem anderen Ort in der Stadt stattfinden sollen, war aber kurzfristig verlegt worden, wie der Stadtsprecher bestätigte. Wie viele Menschen an der Demo teilgenommen hatten, war zunächst ebenfalls nicht bekannt.

Am frühen Abend hatte sich die Lage laut Polizei und Augenzeugen zunächst wieder beruhigt. Zwischenzeitlich war auch der Göttinger Oberbürgermeister Rolf-Georg-Köhler (SPD) vor Ort und hatte mit den Bewohnern das Gespräch gesucht. Für den Sonntag wurde auf der Homepage der Stadt Göttingen eine Pressekonferenz angekündigt.

Ursprünglich sollten am Samstagnachmittag diejenigen Bewohner des Gebäudekomplexes erneut untersucht werden, die bei einer ersten großen Testaktion ein negatives Ergebnis hatten. In der Wohnanlage leben nach Angaben der Stadt mehr als 200 Kinder und Jugendliche in prekären Wohnverhältnissen.

Das RKI hatte für Deutschland 770 und 601 Corona-Neuinfektionen für die beiden letzten Tage sowie einen über den Wert von 1,0 gestiegenen R-Wert vermeldet. Die Quarantäne in Göttingen war die Reaktionen auf einen der aktuellen zwei großen Corona-Ausbrüche in Deutschland. Der andere ist rund um den Schlachtbetrieb Tönnies in Nordrhein-Westfalen entstanden.

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