Gesellschaft Katastrophe

35 Tote nach sintflutartigem Regen in Japan

Wegen massiver Überflutungen müssen sich Hunderttausende in Sicherheit bringen. Foto: Uncredited/Kyodo News/AP/dpa
Wegen massiver Überflutungen müssen sich Hunderttausende in Sicherheit bringen. Foto: Uncredited/Kyodo News/AP/dpa

Naturkatastrophe in Japan: Sintflutartiger Regen sorgt im Südwesten des Inselreiches für Tote durch gewaltige Überflutungen und Erdrutsche, ganze Wohnhäuser werden fortgerissen. Hunderttausende wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.

Sintflutartiger Regen hat im Südwesten von Japan massive Überflutungen und Erdrutsche verursacht – vermutlich gibt es mehrere Tote zu beklagen. Bis zum Abend (Ortszeit) wurden zunächst 18 Todesfälle bestätigt, doch befürchtete die Regionalregierung der stark betroffenen Provinz Kumamoto, dass mindestens 17 weitere Opfer die schweren Überflutungen und Erdrutsche ebenfalls nicht überlebt haben. Mindestens 14 Menschen galten zudem noch als vermisst.

Schwerer Regen hatte seit Samstag in weiten Gebieten der Provinzen Kumamoto sowie Kagoshima auf Japans südwestlicher Hauptinsel Kyushu schwere Überflutungen und Erdrutsche ausgelöst, die die Rettungs- und Bergungsarbeiten erschwerten. Unterdessen begannen am Sonntag erste Aufräumarbeiten.

Die Einsatzkräfte hatten Schwierigkeiten, einige der besonders schwer betroffenen Gebiete entlang des Kuma Flusses in Kumamoto zu erreichen. Dessen Ufer waren an mehreren Stellen gebrochen, als die Region am frühen Morgen des Vortages von den Regenfällen heimgesucht worden war.

Einige Bewohner der Provinz Kumamoto, darunter auch in den Städten Yatsushiro und Hitoyoshi, waren von der Außenwelt abgeschnitten, nachdem die schlammigen Fluten und Erdrutsche einige Straßen unzugänglich gemacht und Häuser mit sich gerissen hatten. Tausende Haushalte waren am Sonntag zunächst noch ohne Strom

Notlager eingerichtet

Die örtlichen Behörden hatten am Vortag mehr als 200.000 Menschen aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und Schutzräume aufzusuchen. Auf Luftaufnahmen des staatlichen Fernsehens waren ganze Wohngebiete metertief versunken in schlammigen Wassermassen zu sehen.

Mit Helikoptern und Schlauchbooten kämpften sich die Einsatzkräfte zu den Opfern vor, manche hatten sich auf die Dächer ihrer Häuser gerettet. Sie wurden dabei von Tausenden von Soldaten unterstützt. Viele der Opfer befanden sich in einem Altenpflegeheim in dem von den Überflutungen stark betroffenen Dorf Kuma in der Provinz Kumamoto.

„In der Luft hängt der Geruch von leckenden Gasleitungen und Abwässern“, schilderte eine 32-jährige Bewohnerin der schwer betroffenen Stadt Ashikita in Kumamoto gegenüber Reportern. Als sie gegen 4.00 Uhr morgens (Ortszeit) aufwachte, hätten einige Nachbarhäuser bereits unter Wasser gestanden. Große Bäume und Teile von Häusern seien von den Wassermassen fortgerissen worden.

„Es war unheimlich“, schilderte eine alte Frau in Kumamoto, die von Helfern auf dem Rücken aus ihrem überschwemmten Wohnviertel getragen wurde, dem japanischen Fernsehsender NHK. Ganze Häuser wurden von den schlammigen Wassermassen fortgerissen, andere standen bis unter das Dach unter Wasser.

Aus oberen Stockwerken winkten Menschen mit weißen Tüchern, um die Besatzung von Rettungshubschraubern auf sich aufmerksam zu machen. An Rettungsseilen wurden mehrere Bewohner, die sich aufs Dach gerettet hatten, von den Hubschraubern in Sicherheit gebracht. Auch mit Schlauchbooten kämpften sich die Einsatzkräfte zu den Opfern vor.

Auf Luftaufnahmen des staatlichen Fernsehens waren ganze Wohngebiete metertief versunken in schlammigen Wassermassen zu sehen. Als der Wasserspiegel stellenweise langsam sank, wurde das Ausmaß der Schäden immer deutlicher: Verwüstete Häuser, in denen dicke Schlammschichten liegen, beschädigte Straßen und Autos, eine große Brücke überflutet.

Zu mehreren Bewohnern überschwemmter Städte gebe es keinen Kontakt, hieß es. Die Mobiltelefonverbindungen waren zeitweise unterbrochen, Tausende von Haushalten waren von der Stromversorgung abgeschnitten. Einwohner formten SOS-Notrufzeichen auf dem Boden, um aus der Luft gesehen zu werden, oder nutzten soziale Medien, um Hilfe zu rufen.

Der japanische Regierungschef Shinzo Abe kündigte bei einer Notfallsitzung die Entsendung von rund 10.000 Soldaten in die Katastrophenregion an. Zudem sollen die betroffenen Menschen mit Notfallgütern versorgt werden. In den in Kumamoto eingerichteten Notlagern mussten zugleich Vorkehrungen gegen die Gefahr einer Ansteckung durch das Coronavirus getroffen werden.

Die Meteorologische Behörde in Tokio gab für viele Regionen die höchste Warnstufe aus und warnte für das restliche Wochenende mit weiteren heftigen Niederschlägen auch in Teilen des Westens Japans. Der Regen in Japan könnte so – auch aufgrund der Schwierigkeiten bei den Rettungsaktionen – weitere Tote in Japan nach sich ziehen.

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© dpa-infocom, dpa:200705-99-676772/6

DPA-Bilder:

(1) Mit einem Boot werden Bewohner in Kuma in Sicherheit gebracht. Foto: Kota Endo/Kyodo News/AP/dpa
(2) Die Zahl der Opfer bei schweren Unwettern in Japan steigt. Foto: Uncredited/Kyodo News/AP/dpa
(3) Auf den Straßen steht noch immer der Schlamm. Foto: Koji Harada/Kyodo News/AP/dpa
(4) Suche nach vermissten Personen an der Stelle einer Schlammlawine. Foto: Uncredited/Kyodo News/AP/dpa
(5) In Hitoyoshi werden Trümmer beseitigt. Foto: Takuto Kaneko/Kyodo News/AP/dpa
(6) Durch die Überflutungen wurden viele Häuser beschädigt oder zerstört. Foto: Koji Harada/Kyodo News/AP/dpa

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